Vor dem Beginn des Reformationsgedenkens

Franziskus dämpft Erwartungen

"Jetzt geht es endlich los", sagt der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, und freut sich auf die Eröffnung des Festjahrs zum 500. Reformationsjubiläum am Montag. Der Papst dämpft derweil zu große Erwartungen an eine theologische Einigung.

Papst Franziskus / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus / © Paul Haring ( KNA )

Kurz vor dem ökumenischen Reformationsgedenken im schwedischen Lund hat Papst Franziskus sich zurückhaltend über die Chancen einer theologischen Einigung zwischen Katholiken und Lutheranern geäußert. Die 1999 von Lutheranern und Katholiken unterzeichnete "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" sei ein "großer Schritt nach vorne" gewesen, sagte er in einem Interview der italienischen Zeitschrift "Civilta Cattolica" (Freitag).

Papst: "Nicht leicht, weiterzukommen"

Nach diesem Erfolg gehe er davon aus, dass es "nicht leicht sein wird, weiterzukommen, aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten, einige theologische Fragestellungen zu verstehen". Dennoch dürfe man nicht aufgegeben, so der Papst.

Zugleich forderte Franziskus, die Ökumene auch außerhalb des fachtheologischen Gesprächs voranzutreiben. "Miteinander reden, beten und Zusammenarbeiten, das ist der Weg, den wir gehen müssen", sagte Franziskus. Er wandte sich zudem gegen eine gezielte gegenseitige Abwerbung von Gläubigen. "Es ist eine Sünde, im kirchlichen Bereich Proselytismus zu betreiben."

Evangelische Kirchenvertreter freuen sich auf Auftakt

Kurz vor dem Beginn des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den ökumenischen und internationalen Charakter der geplanten Feiern hervorgehoben. Zum ersten Mal werde "ein rundes Reformationsjubiläum so ökumenisch und europäisch-international begangen", sagte der Bedford-Strohm am Freitag. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, sagte: "Wir müssen soweit gehen, wie wir können."

Am Montag wird das Festjahr eröffnet. Mit einer ökumenischen Feier im schwedischen Lund, einem Festgottesdienst und einem Staatsakt in Berlin sowie Gottesdiensten in Wittenberg und zahlreichen weiteren Städten feiert die evangelische Kirche, dass Martin Luther (1483-1546) mit seinen 95 Thesen am 31. Oktober 1517 die Reformation und damit tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft anstieß. "Jetzt geht es endlich los", sagte Bedford-Strohm.

Großveranstaltung in Malmö

Der Auftakt steht im Zeichen der Ökumene zwischen Lutheranern und Katholiken, erstmals wollen sie auf globaler Ebene zusammen an die Reformation erinnern. Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbunds (LWB), Bischof Munib Younan, kommen am Montag unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung" zu einer ökumenischen Feier zusammen und wollen das mit einer gemeinsamen Erklärung besiegeln. In Lund bei Malmö hatte sich der LWB vor 70 Jahren gegründet. In einer Großveranstaltung im Stadion von Malmö wollen die Kirchen ihr gemeinsames gesellschaftliches Engagement bezeugen, zum Beispiel für Flüchtlinge und Frieden.

In Berlin wird die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erstmals einen Katholiken für seine Verdienste in der Ökumene mit ihrer Martin-Luther-Medaille ehren: den ehemaligen Mainzer Bischof und langjährigen Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.

Nach dem Festgottesdienst in der Marienkirche bitten Bundesregierung und Land Berlin zum Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, um die Reformation als Ereignis von nationaler Bedeutung zu feiern. Die Festrede hält der ehemalige Pfarrer und heutige Bundespräsident Joachim Gauck.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird nicht an den Veranstaltungen in Berlin teilnehmen. Der Regierungschefin sei das gesamte Jubiläumsjahr aber sehr wichtig, betonte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag.

Festjahr endet am 31. Oktober 2017

Das Festjahr endet am 31. Oktober 2017, bis dahin sind Hunderte von Veranstaltungen von Kirchen, staatlichen Stellen und anderen Akteuren in Deutschland und Europa geplant. Allein die EKD investiere "unter 30 Millionen Euro" in ihre Programmpunkte, sagte Bedford-Strohm.

Bereits am Sonntag wird in Eisenach die neue Luther-Bibel den Gemeinden übergeben. In dem Fernsehgottesdient predigt die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann. In Wittenberg, wo Luther die 95 Thesen veröffentlichte, lädt die Stadt ab Sonntag zum historischen Marktspektakel ein, am Reformationstag werden Gottesdienste gefeiert.


Heinrich Bedford-Strohm / © Daniel Karmann (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm / © Daniel Karmann ( dpa )
Quelle:
KNA , epd