Bilder gehen um die Welt. Rettungskräfte tragen eine Ordensschwester aus den zerstörten Kirchenmauern in Norcia. Sie ist wohlauf. In den sozialen Medien zeigen Videos wie diese von der Rettungsaktion der Nonnen und Fotos von zerstörten Häusern und Straßen das Ausmaß des neuesten Bebens in der Stadt und Region von Norcia.
Am Sonntagmorgen hat erneut ein schweres Erdbeben Mittelitalien erschüttert. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie und das Helmholtz-Zentrum in Potsdam gaben die Stärke am Sonntagmorgen mit 6,5 an. Das Seismologische Zentrum Europa-Mittelmeer sprach von einer Stärke von 6,6. Das Zentrum lag südöstlich von Perugia bei dem Städtchen Norcia. Ob es Verletzte oder Schäden gab, war zunächst unklar. Das Beben ereignete sich gegen 7.40 Uhr, laut den Experten in etwa 10 Kilometern Tiefe. Nur kurze Zeit später sind bei Twitter Bilder von der teilweise zerstörten Kathedrale von Nurcia zu sehen.
Berichte über Todesopfer liegen laut Zivilschutz bislang nicht vor, es gebe aber einige Dutzend Verletzte und Verschüttete. Viele Straßen seien blockiert.
Papst Franziskus betet für die Erdbebenopfer in Italien. "Ich drücke meine Verbundenheit mit der Bevölkerung Mittelitaliens aus, die von Erdbeben betroffen ist", sagte er am Sonntag beim traditionellen Angelus-Gebet auf dem Petersplatz.
Zwei Kirchen eingestürzt
In Norcia sind zwei alte Kirchen in Folge des schweren Erdbebens am Sonntagmorgen eingestürzt. Nur Teile der Basilika San Benedetto aus dem 14. Jahrhundert sowie der Kathedrale Santa Maria Argentea seien stehengeblieben, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Norcia ist eine bekannte mittelalterliche Stadt in Umbrien. In ihrer Nähe soll das Zentrum des Bebens mit einer Stärke um die 6,5 gelegen haben.
Der Erdstoß löste in der Region Marken Panik aus. Menschen liefen erschreckt auf die Straße, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Beben sei auch deutlich und lange in der Provinz Umbrien und in Städten wie Florenz und Ancona – vor allem in oberen Stockwerken – zu spüren gewesen. Die Telefonleitungen in dem betroffenen Gebiet seien unterbrochen.
Auch in Rom sei das Beben zu spüren gewesen. Mario Galgano, Journalist und Redakteur von Radio Vatikan berichtet domradio.de, dass Gottesdienste in Rom während des Bebens für einige Minuten unterbrochen werden mussten. Nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien haben die Behörden auch in Rom Gebäude vorsorglich überprüft und teils geschlossen. Auch zwei Straßen wurden gesperrt.
Kolosseum untersucht
Das Kolosseum wurde auf Schäden untersucht, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Der Präsidentensitz im Quirinalspalast wurde vorsorglich geschlossen; ein Konzert in einer Kirche verschoben. Gebäude des Vatikan sowie der Petersdom wurden überprüft. Der Dom blieb aber für die Öffentlichkeit zugänglich - zunächst wurden laut Ansa keine Schäden festgestellt. Die Sicherheitskräfte des Vatikan waren noch dabei, weitere Kirchen in der Hauptstadt zu untersuchen. Laut Radio Vatikan wurden zwei Basiliken gesperrt. Ein Foto zeigte außerdem einen Riss in der Fassade der Papstbasilika Sankt Paul in Rom.
U-Bahnen angehalten
In Rom wurde vorübergehend die zwei zentralen Metrolinien A und B gestoppt. Es gebe technische Überprüfungen nach dem Beben um 7.40 Uhr, war auf der Internetseite der Verkehrsgesellschaft Atac zu lesen. Den Angaben zufolge gab es auch Verzögerungen im Zugverkehr.
Erst am Mittwochabend hatten zwei starke Erdschöße die Region erschüttert, die bereits vor zwei Monaten von einem verheerenden Beben heimgesucht worden war. Ein Mann starb, allerdings an den Folgen eines Herzinfarktes. Es gab mehrere Verletzte, Tausende sind obdachlos. Seither hatte es immer wieder leichte und schwere Nachbeben gegeben.
Letztes Beben erst im August
Bei dem schweren Erdbeben Ende August kamen nach offiziellen Angaben 298 Menschen ums Leben, die meisten in dem Ort Amatrice. Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro. Das Land wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.
Das mittlere Italien ist eine derjenigen Regionen in Europa, die besonders häufig von schweren Erdstößen heimgesucht werden. Immer wieder trifft es die bergige Gegend in den Abruzzen. Grund für die Beben sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Denn der "Adriatische Sporn" – ein Anhängsel der afrikanischen Erdplatte – reibt sich hier an der eurasische Platte. Auch deshalb haben sich Italiens Mittelgebirge aufgefaltet.