Zur vermeintlichen Papstwahl hat ihm die Italienische Bischofskonferenz im März 2013 versehentlich gratuliert. Am Montag aber kann der damalige Adressat Glückwünsche guten Gewissens annehmen: Der Erzbischof von Mailand, Kardinal Angelo Scola, wird dann 75 Jahre alt.
Scola ist einer der angesehensten Bischöfe Italiens. Der renommierte Theologe gilt als Wortführer des konservativen Flügels. Mit Mailand steht er seit 2011 nicht nur dem nach Rom prestigeträchtigsten Bistum des Landes vor, sondern zugleich einem der größten der Welt: Rund fünf Millionen Gläubige hat Scola zu betreuen. Auch im Vatikan hat sein Wort Gewicht. Der italienische Kardinal gehört (laut Päpstlichem Jahrbuch 2016) insgesamt acht Ministerien an, so vielen wie wenige andere Kardinäle.
Einer der Favoriten für die Nachfolge von Benedikt XVI.
Ganz abwegig war es nicht, dass die Bischofskonferenz am Abend des 13. März ein offenbar vorformuliertes Glückwunschtelegramm an Scola veröffentlichte. Immerhin war der Mailänder Kardinal vor dem Konklave als einer der Favoriten für die Nachfolge von Benedikt XVI. gehandelt worden.
Vom emeritierten Papst wird Scola sehr geschätzt. Beide kennen sich seit Anfang der 1970er Jahre. Damals arbeiteten sie zusammen für die theologische Fachzeitschrift "Communio", die der damalige Joseph Ratzinger mitbegründete. Manche Beobachter erklären damit auch den ungewöhnlichen Umstand, dass Scola, obwohl er bereits seit 2002 Patriarch von Venedig war, 2011 nach Mailand berufen wurde.
Professor für Anthropologie
Bis zu seiner Ernennung zum Patriarchen der Lagunenstadt wirkte Scola als Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom. Erste Erfahrungen mit der Leitung eines Bistums sammelte er von 1991 bis 1995 als Bischof von Grosseto in der Toskana. Zunächst schlug der am 7. November 1941 in Malgrate am Comer See geborene Scola allerdings eine wissenschaftliche Laufbahn ein.
Theologische und philosophische Studien in Mailand und im schweizerischen Freiburg schloss er mit dem Doktortitel in beiden Fächern ab. In Freiburg wirkte er als Assistent und Dozent im Fach Moraltheologie. 1982 wurde er zum Professor für Anthropologie am Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie ernannt.
Spekulationen um das Verhältnis zu Papst
Im Pontifikat von Franziskus ist es merklich stiller um Scola geworden. Die vom Papst neu ernannten Kardinäle und Bischöfe bislang randständiger Bistümer führen nun in der Italienischen Bischofskonferenz verstärkt das Wort. Hartnäckig halten sich in italienischen Medien zudem Spekulationen, um das Verhältnis zwischen Franziskus und Scola sei es nicht zum Besten bestellt. Belastbare Indizien gibt es für diese These indessen nicht.