Malteser berichten im Kanzleramt über Flüchtlingsprojekt

Große Hochachtung

Die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer brauchen jemanden, der ihre Hilfe koordiniert. Das wurde den Maltesern schnell klar. Inzwischen unterstützt Staatsministerin Özoguz ihr Programm "Integrationslotsen".

Autor/in:
Birgit Wilke
Aydan Özoguz / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Aydan Özoguz / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) war sichtlich beeindruckt: "Wären doch auch nur ein paar Bundesminister hier, die das jetzt hören könnten", meinte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung am Mittwoch, als sie im Bundeskanzleramt rund 40 Flüchtlingshelfer des Malteser-Hilfsdienstes empfing. "Sie würden sich freuen, Sie hier alle so hoch motiviert sprechen zu hören."

Finanzielle Unterstützung durch den Bund

Die Malteser spielten den Ball zurück: Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Integrationsbeauftragte wäre es nicht möglich gewesen, das Projekt auf die Beine zu stellen, so der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Constantin von Brandenstein. Das Projekt, damit meinte er die Ausbildung von Integrationslotsen. Sie sollen Flüchtlingen helfen, Deutsch zu lernen, eine Wohnung und eine Arbeit zu finden oder Kinder in der Schule anzumelden.

Die Malteser konnten Özoguz von diesem Vorhaben überzeugen - und sie entschied sich, es finanziell zu unterstützen. 4,4 Millionen Euro steuerte sie bislang bei, damit die Lotsen helfen können. Deren Arbeit wird von hauptamtlichen Integrationskoordinatoren begleitet. Inzwischen haben die bundesweit rund 1.750 Lotsen den Angaben zufolge etwa 12.000 Flüchtlinge erreicht.

Willkommensprojekte

Und sie haben viel getan: Elisabeth Webers von den Maltesern im Bistum Erfurt berichtet von einem Willkommensprojekt für Flüchtlinge in Arnstadt. Dort gebe es 31 ehrenamtliche Helfer, die sich dort um Familien und einzelne Flüchtlinge kümmerten. Es gebe inzwischen eine Begegnungsstätte, in der sich Flüchtlinge mit ihren Fragen an die Ehrenamtler wenden könnten. In einer Werkstatt könnten sie mithelfen, Fahrräder zu reparieren; Senioren betreuten einen Mütter-Kind-Kreis.

Gerade mit Blick auf Anfeindungen durch die Einheimischen sei das nicht immer einfach, betonte Webers. So hätten die Helfer auch viele Widerstände in Sportvereinen überwinden müssen, damit dort auch Flüchtlinge Fußball oder Tischtennis spielen könnten.

In Stuttgart kümmerten sich rund 40 Integrationslotsen um Flüchtlinge, erzählte eine andere Koordinatorin. Sie organisierten Ausflüge und hülfen Flüchtlingen, sich hier auch im Straßenverkehr zurechtzufinden. Eine andere Helferin aus Wesseling in Nordrhein-Westfalen berichtete von einem Kunstprojekt, an dem sich Flüchtlinge beteiligen konnten.

Hochachtung vor dem Engagement

Özoguz hört aufmerksam zu und sagte im Anschluss, sie habe große Hochachtung vor dem Engagement. Sie hoffe, sie könne die Arbeit auch weiter unterstützen, meinte sie mit Blick auf anstehende Haushaltsberatungen. Nach Angaben der Integrationsbeauftragten stehen ihrem Büro in diesem Jahr rund 24 Millionen Euro zur Unterstützung von Flüchtlingsprojekten zur Verfügung. Insgesamt hätten die Projekte rund 50.000 Flüchtlinge bundesweit erreicht. Für das kommende Jahr müssen die Mittel noch bewilligt werden.

Von Brandenstein warb auch dafür, dass sich weitere Ehrenamtliche - auch mit Migrationshintergrund - an dem Projekt beteiligten. Die Malteser seien "nah dran" an den Menschen, die oft in großer Not aus ihrer Heimat geflohen seien. In rund 100 Einrichtungen von Ländern und Kommunen betreuten die Malteser täglich derzeit rund 33.000 Asylbewerber.

"Behalten Sie Ihre Motivation!", gab Özoguz den Helfern mit auf ihren Weg. Auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft leisteten sie eine enorm wichtige Aufgabe, so die Staatsministerin.


Quelle:
KNA