Ein Kommentar des domradio.de-Chefredakteurs

Ein gesegnetes neues Jahr!

Mit dem ersten Advent an diesem Sonntag beginnt auch das neue Kirchenjahr. Anlass für domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen, einmal kritisch auf den Wandel der Zeit und die Vorbereitung auf Weihnachten zu schauen. Ein Kommentar.

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

Keine Sorge, Ihr domradio.de-Chefredakteur hat nicht zu viel Glühwein abbekommen… Aber wenn man sonst doch oft den Eindruck gewinnen könnte, die Kirche sei bisweilen schon ein wenig von Gestern oder gar Vorgestern, dann muss man wenigstens einmal im Jahr die Gelegenheit nutzen: Der kirchliche Kalender geht schon vor dem Kalenderjahr 2016 zu Ende, denn pünktlich mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Zugegeben – auch jede Woche, wenn die meisten von uns noch mitten im Wochenende sind, fängt mit dem Sonntag für die Kirche schon die neue Woche an, aber wer weiß das überhaupt noch?

Ist die Kirche also doch irgendwie abgehängt und aus der Zeit gefallen? Ich finde, es ist ein gutes Signal, dass Kirche sich schon leise auf die Socken macht, um ihrem Herrn im Advent und dem neuen Jahr entgegen zu gehen. Die Betonung liegt auf ΄leise΄, denn von der Idee her ist der Advent eine stille, ruhige Zeit der Vorbereitung auf den Neuanfang – auf die Geburt des Herrn. Welch wunderbares Geschenk und Zeichen, wenn am heimischen Adventskranz erst die erste – und dann Sonntag für Sonntag eine weitere Kerze unsere dunkle Welt ein wenig heller macht. Wie schön auch, dass in unseren Kirchen wenigstens noch die Tannenbäume erst dann die dunkelste Nacht hell machen, wenn das Licht der Welt geboren wird.

Keine Sorge, ich möchte niemandem die Freude an den Weihnachtsmärkten nehmen. Aber mir ganz persönlich ist es in all den Jahren einfach zu viel geworden. In jeder Einkaufspassage, in jedem großen Bahnhof, auf unseren Straßen und Plätzen: Überall ist schon Weihnachten. Bunte Krippen, hellblinkende Tannenbäume - und aus den Lautsprechern tönt "Stille Nacht!". Lauter Trubel und Konsumterror, so weit das Auge reicht und das Ohr hört.

So gut es irgendwie geht (wenn man mitten in Köln arbeitet, geht das zugegebenermaßen gar nicht so gut), entziehe ich mich diesem Weihnachtstrubel. Morgens um sieben zum Beispiel ist bei der Frühmesse in der Sakramentskapelle des Doms die Welt noch in Ordnung. Wer sich nur ein einziges Mal diesen ruhigen Start in den Tag gegönnt hat, der weiß, was ich meine. Übrigens: Wie gut, dass das in keinem Reiseführer als Geheimtipp steht! Oder ich gehe am Abend einfach noch mal raus aus der Stadt – möglichst weit hinaus, dorthin, wo die Sterne des Himmels noch funkeln und selbst an einem grauen Nieselregentag die Stille der Nacht unüberhörbar ist. Versuchen Sie es vielleicht einfach diesen Advent nur ein einziges Mal: Gönnen Sie sich das schöne Gefühl und lassen den hektischen Tagestrubel hinter sich, laufen Sie außerhalb der schnelllebigen Zeit einfach mal in die falsche Richtung oder zünden Sie eine kleine Kerze in einer Kirche an… Ich wette, Sie merken ganz schnell, dass Sie all Ihren Zeitgenossen, die den Advent längst übersprungen haben und schon Weihnachten feiern, um Längen voraus sind!

All denen, die vor lauter Vorfreude nicht mehr warten können und die Weihnachtsfreuden jetzt schon genießen, aber gerade auch all denen, die sich noch die Stille des Advents gönnen, wünsche ich ein gutes und gesegnetes neues Jahr!

Für das ganze domradio.de-Team

Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur


Quelle:
DR