Immerhin - inzwischen kann die katholische Kirche auf Kuba Forderungen stellen. "Die Kirche will Schulen oder Räume in Schulen", schrieb der Erzbischof von Havanna, Juan de la Caridad Garcia, vor ein paar Tagen im kircheneigenen Magazin "Palabra Nueva".
Zudem forderte er einen dauerhaften Zugang zu Medien. Dies entspreche auch dem Wunsch eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung. Für kubanische Verhältnis waren das recht forsche Töne, die der Nachfolger des populären Kardinals Jaime Ortega anschlug. Sie sind aber nur ein Vorgeschmack, auf das, was in den kommenden Jahren folgen wird.
Opposition blieb standhaft
Bislang reagierten Kubas Machthaber stets auf die gleiche Art und Weise: Die Forderungen der ohnehin illegalen Opposition wurden ignoriert, allzu aufmüpfige Dissidenten ins Gefängnis gesteckt. Doch trotz aller Repressionen blieb jener Teil der Opposition, der sich nicht ins Exil nach Spanien oder Miami verscheuchen ließ, standhaft.
Er wird in der Post-Castro-Ära deutlich offensiver seine Forderungen positionieren. Denn mit dem Tod des Revolutionsführers, der am Freitagabend im Alter von 90 Jahren in Havanna starb, ist deren Gralshüter und Ikone von der politischen Bildfläche verschwunden. So lange Fidel Castro lebte, galt er als Stabilitätsanker der letzten Diktatur Lateinamerikas.
Weitgehend führungslos
Bislang fehlt der kubanischen Opposition sowohl die personelle als auch die inhaltliche Struktur für eine zielorientierte Arbeit. Zufall ist das nicht: Die wichtigsten Köpfe sind nahezu ausnahmslos im Exil oder starben unter ungeklärten Umständen wie vor vier Jahren der konservative Oppositionspolitiker Oswaldo Paya bei einem Verkehrsunfall. Der Umgang mit der kubanischen Opposition wird entscheidend sein für das Verhältnis zwischen Kuba und der neuen US-Regierung unter einem Präsidenten Donald Trump. Der ließ schon einmal klarstellen, was er von dem Verstorbenen hielt: Castro sei ein blutiger Diktator gewesen. Das wird Havanna zur Kenntnis genommen haben.
Nach dem Tod von Hugo Chavez im Jahr 2013 ist mit Fidel Castro nun innerhalb von wenigen Jahren die zweite, alles überragende Figur der lateinamerikanischen Linken gestorben. Sie blickt nun weitgehend führungslos in die Zukunft. Nicaraguas Sandinistenführer Daniel Ortega wird nach seiner jüngsten Wiederwahl zum wiederholten Male Wahlbetrug vorgeworfen, Venezuelas Präsident Nicolas Maduro kann sich nur mit juristischen Tricks vor der Abwahl retten. Boliviens indigener Präsident Evo Morales verlor eine Volksabstimmung und muss 2019 von der Macht abtreten.
Viel Druck
Kuba läuft Gefahr, durch den Tod Castros an Einfluss in der Region zu verlieren - ähnlich wie Venezuela, das von einer politischen Führungsmacht zu einem Problemfall wurde. Andererseits wird es für Raul Castro, den letzten amtierenden General an der Spitze eines lateinamerikanischen Staates, leichter werden, sich gegen die Kritiker des Öffnungsprozesses gegenüber den USA, zu denen auch Fidel Castro zählte, durchzusetzen. Die Suche nach Investoren für die marode kubanische Wirtschaft wird aber nur dann gelingen, wenn sich die kommunistische Partei zu notwendigen Reformen durchringen kann. Die blockierte Fidel Castro ein Leben lang.
Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel warnt jedoch vor allzu übertriebenen Erwartungen. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dämpfte er die Hoffnung auf einen raschen Reformprozess. "Kuba hat ein Recht auf Selbstbestimmung und ich glaube, inzwischen öffnen sich dort auch ein wenig die Türen. Kuba musste sich stets einer Aggression erwehren und das Embargo ist immer noch nicht aufgehoben." Das Land sei vor allem wegen des Drucks von außen gehemmt: "Nach mehr als 50 Jahren Widerstand muss man respektieren, dass Kuba immer noch einer Dominanz von außen widerstehen will."