Ein Ausblick auf das "Kirchenjahr" 2017

Reformation und mehr

In diesem, neuen Jahr ist es also soweit: Der Evangelische Kirchentag in Wittenberg und Berlin wird im Mai einer der Höhepunkte des Gedenkens an 500 Jahre Reformation sein. Doch das ist nicht alles, was ansteht bei "Kirchens".

Autor/in:
Joachim Heinz
Was steht 2017 auf der Agenda? / © Katharina Ebel (KNA)
Was steht 2017 auf der Agenda? / © Katharina Ebel ( KNA )

Das alte Jahr endete mit dem blutigen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt. Und es gehört nicht viel Fantasie zu der Vorhersage, dass auch im neuen Jahr die Themen Terror und Sicherheit ganz oben auf der politische Agenda stehen. Mit Blick auf den mutmaßlichen Täter von Berlin, einen als Flüchtling eingereisten Tunesier, warnte der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, bereits davor, die Flüchtlingsfrage und die Auseinandersetzung mit islamistischem Extremismus für populistische Zwecke zu instrumentalisieren.

Vor diesem Hintergrund dürfte ein Termin gleich zu Jahresbeginn auf erhöhte Aufmerksamkeit stoßen. Am 23. Januar hält Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Würzburger Diözesanempfang die Festrede. Die CDU-Chefin im Stammland der CSU - eine an sich schon reizvolle Kombination. Zusätzliche Brisanz erhält der Auftritt der Kanzlerin in dem bayerischen Bistum durch den Dauerzwist in der Union über die Flüchtlingspolitik. Das Thema ihrer Rede "Verbundenheit in offener Gesellschaft" könnte Stoff für weitere Debatten bieten.

Hofmann und Trelle erreichen Altersgrenze

Merkels Gastgeber, Friedhelm Hofmann, dürfte zum letzten Mal als Bischof von Würzburg zum Diözesanempfang laden. Er wird im kommenden Jahr 75 und erreicht damit die für Bischöfe vorgeschriebene Altersgrenze. Das Gleiche gilt für seinen Hildesheimer Kollegen Norbert Trelle. Bereits vakant ist der Bischofsstuhl in Mainz, seit Kardinal Karl Lehmann im Mai 80 wurde. Dass Papst Franziskus im Laufe des Jahres einen Nachfolger für den ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ernennen wird, gilt als so gut wie sicher.

Der aktuelle Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, wird auch 2017 ein gefragter Ansprechpartner bleiben - möglicherweise auch als Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE. Wenn Großbritannien mutmaßlich im Frühjahr die Austrittsverhandlungen aus der EU in Angriff nimmt, wäre das eine Gelegenheit, die Stimme der Kirche wieder kraftvoller ins Spiel zu bringen. So sehr das europäische Projekt in der Vergangenheit von christlich geprägten Politikern angeschoben wurde, so wenig ist aktuell vom christlichen Geist der Solidarität zwischen Schweden und Malta zu spüren.

Den "Kirchenkalender" 2017 beherrscht aber zweifellos die Erinnerung an Martin Luther und die Reformation. Am 31. Oktober jährt sich der legendäre Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal. Die evangelische Seite feiert das epochale Ereignis als "Jubiläum", die katholische Seite bevorzugt den Begriff "Gedenken". Bereits im März wollen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Bischofskonferenz in Hildesheim einen Versöhnungsgottesdienst feiern, der an die Wunden durch die Kirchenspaltung erinnern soll.

Reformationsjubiläum

Im Mittelpunkt aber steht der Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg. Allein zum Abschlussgottesdienst in Wittenberg rechnen die Veranstalter mit 200.000 Teilnehmern - die größte kirchliche Einzelveranstaltung des Jahres. Das Jubiläumsjahr endet am 31. Oktober, der einmalig bundesweit Feiertag sein wird.

Mit jungen Menschen und dem traditionellen Taize-Treffen, diesmal in der lettischen Hauptstadt Riga, beginnt das Jahr. Und mit einem Blick auf junge Menschen dürfte es enden. Im Vorfeld der für 2018 angekündigten Bischofssynode zum Thema Jugend plant der Vatikan eine Umfrage ähnlich der vor den Synoden 2014 und 2015 zu Familie. Es ist davon auszugehen, dass die Fragen spätestens Ende 2017 feststehen.

In Deutschland ist bis dahin auch klar, wer die drei höchsten Ämter im Staat bekleidet. Ob also Bundeskanzlerin Angela Merkel die Regierungsgeschäfte weiterführt. Und wer Bundestagspräsident Norbert Lammert nachfolgt. Der bekennende Katholik will nicht mehr zur Wahl antreten. Last but not least wird bereits im Februar ein neuer Bundespräsident gesucht. Auf den früheren evangelischen Pastor Joachim Gauck folgt aller Wahrscheinlichkeit nach der bisherige Außenminister Frank-Walter Steinmeier, ebenfalls ein Protestant. Sein Glaube diene ihm als "Kompass und Gerüst, gerade bei hohem Entscheidungsdruck", sagte der SPD-Politiker einmal. "Und ich gebe ihn auch nicht an der Garderobe ab, wenn ich morgens ins Büro komme."


Quelle:
KNA