domradio.de: Wenn wir an Bürgermeister und Pfarrer denken, da kommen einem Don Camillo und Peppone in den Sinn, die ja herzlich miteinander verfeindet waren. Wie war ihr Verhältnis?
Hans Landen (Pensionierter Pfarrer von St. Sebastian in Würselen): Verfeindet waren wir auf keinen Fall. Er war Bürgermeister in unserer Stadt. Ich war damals Dechant. Wir als Vertreter der beiden Gruppen, also der zivilen und der Kirchen-Gemeinde – haben eigentlich ein sehr gutes Verhältnis miteinander gehabt.
domradio.de: Wie sah denn die Zusammenarbeit konkret aus? Gab es gemeinsame Ziele, die sie erreicht haben?
Hans Landen: Er hat uns in der Jugendarbeit unterstützt. Zum Beispiel haben wir in dieser Zeit eine kleine offene Tür errichtet. Das ging nicht ohne finanzielle Hilfe der Stadt. Da waren sie eigentlich immer dabei. Ähnliches kann ich vom Altenheim und Kindergarten sagen. Die beste Zusammenarbeit war es, wenn es darum ging, irgendwo Gerechtigkeit zu erzielen oder für Leute in Not einzustehen.
domradio.de: Was war er denn für ein Gemeindeschäfchen?
Hans Landen: Er hat nicht aktiv an unserem Gemeindeleben teilgenommen. Aber er war von der moralischen Lehre und Sittenlehre der Kirche angetan. Deshalb hat er auch seine Kinder taufen lassen. Er sagte, sie könnten eine gute Hilfe bei der Erziehung seiner Kinder sein, um Menschen zu werden, die für Mitmenschen Verantwortung übernehmen. Da wäre die Kirche ein guter Partner.
domradio.de: Was haben Sie gedacht, als sie gehört haben, dass er Kanzlerkandidat der SPD wird?
Hans Landen: Erst einmal war ich erstaunt. Obwohl ich ihn eigentlich als einen zielstrebigen Politiker kenne, der mit Leidenschaft in unserer Gemeinde gearbeitet hat. Dann ist er in die Europapolitik eingestiegen und hat da auch Karriere gemacht. Er ist ein Mann, der nach oben will. Ich weiß nicht, ob es nicht zu früh ist, aber er ist ein sehr ehrlicher, aufrichtiger und kämpferischer Mann.
Das Interview führte Tobias Fricke.