In einer am Donnerstag in Berlin verbreiteten Erklärung äußerte sich Koch betroffen über "Unverständnis, Ärger und Empörung" in den Reaktionen. "Dass Sie sich durch meine Worte beleidigt oder verunglimpft fühlen, bedauere ich sehr, denn es war keinesfalls meine Absicht", betonte der Erzbischof.
Zum Auftakt der Berliner Agrar- und Verbrauchermesse "Grüne Woche" hatte Koch bestimmte Formen der modernen Tierhaltung scharf verurteilt. "Wir können die Augen nicht verschließen vor katastrophalen Zuständen in den großen Tierfabriken", kritisierte er am Samstag im rbb-Radio. Schweinemäster "behandeln die Kreatur wie ein technisches Fließbandprodukt und schlachten die Tiere unter unsäglichen Bedingungen". Der Erzbischof wandte sich zudem gegen "Rinderzüchter, die ihren Tieren brutal Gewalt antun, indem sie sie auf Tausende Kilometer lange Transporte durch halb Europa schicken".
Landwirte protestierten in den sozialen Netzwerken
Nach Angaben des Erzbistums Berlin hatten vor allem Landwirte in den sozialen Netzwerken gegen diese Kritik protestiert. "Es ist mir bewusst, dass die allermeisten Landwirte mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein vor Gottes Schöpfung und damit auch vor den Tieren ihre Arbeit tun", betonte Koch in seiner Stellungnahme. Er habe darauf hinweisen wollen, "dass ein verantwortliches Management bei der Tierhaltung gerade in Achtung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung genauso notwendig ist wie ein verantwortliches Verhalten bei den Verbrauchern".
Koch betonte, dass das Katholische Landvolk und die Katholische Landjugend "schon sehr viel im Miteinander von Landwirten und Kirchen erreicht haben". In den Reaktionen auf sein Radiowort habe er auch erfahren, dass viele Landwirte ihrer Kirche eng verbunden seien. Der Erzbischof nannte den Dialog mit dem Landwirtschaftsministerium und weiteren Akteuren "sehr wertvoll und wichtig".
Bezeichnung "Tierquäler" als verletzend empfunden
Auch beim traditionellen "Landkirchentag" auf der Grünen Woche stand Kochs Beitrag am Donnerstag im Mittelpunkt. So kritisierte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser (CDU), dass es angesichts der Bindung jedes Landwirts zu seinen Tieren sehr verletzend sei, wenn sie als Tierquäler bezeichnet würden. Zugleich räumte er ein, obwohl Deutschland beim Tierschutz führend sei, müsse es für weitere Verbesserungen offen bleiben.
Der Sprecher des Deutschen Bauernverbands, Michael Lohse, äußerte sich "enttäuscht und wütend" über die Kritik des Erzbischofs. Viele Landwirte fühlten sich "tief in ihrer Berufsehre getroffen". Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Prälat Karl Jüsten, rief dazu auf, den Dialog zwischen Kirche und Landwirtschaft fortzuführen.
Jüsten vertritt die Deutsche Bischofskonferenz in der Bundespolitik. Veranstaltet wurde der "Landkirchentag" von den Verbänden der beiden großen Kirchen für den ländlichen Raum.