domradio.de: Wenn Sie morgen an Pater Werenfried erinnern - an was für einen Menschen erinnern sie da eigentlich?
Florian Ripka (stellvertretender Geschäftsführer bei Kirche in Not): Pater Werenfried ist in erster Linie ein mutiger Mensch gewesen. 1947 hat er die Not der aus dem Osten vertriebenen Deutschen gesehen. Er hat beobachtet, wie sie in Bunkern leben mussten, weit entfernt von jeder Menschenwürde. Da hat er den ganzen Mut und den ganzen Glauben zusammen genommen und hat in Belgien und in den Niederlanden für die Deutschen gesammelt. Und die Deutschen waren nicht irgendjemand. Das waren die Feinde von gestern, die schlimme Gräueltaten in den Heimatländern der Belgier und Niederländer verrichtet hatten.
domradio.de: Und das ging gut?
Ripka: Die Resonanz war überwältigend. Die Liebe hat über den Hass gesiegt. Menschen haben gespendet. In erster Linie Nahrungmittel. Werenfried hatte gesagt, man könne mit dem Geld nichts kaufen, Nahrungsmittel und Speck sind viel wichtiger. Daher auch der Name "Speckpater".
domradio.de: In diesem Jahr sind die Christen im Irak ein Schwerpunkt Ihres jährlichen Begegnungstages, warum?
Ripka: Eine Flüchtlingswelle der neueren Zeit ereignet sich im Nahen Osten. Vor einigen Jahren wurde die Stadt Mossul erobert - auch von Kämpfern des sogenannten Islamischen Staates. Die Leute mussten in wenigen Stunden alles zusammenpacken und fliehen. Sie sind von Mossul in den kurdisch geprägten Norden des Iraks geflohen, weil es da noch sicherer war. Erster Anlaufpunkt war da die Kirche. Das Oberhaupt der Kirche vor Ort war auch schon lange in Kontakt mit Kirche in Not. So konnte schnell und effektiv geholfen werden.
domradio.de: Der zweite Schwerpunkt Ihres Begegnungstages sind christliche Flüchtlinge - warum haben Sie die ausgewählt?
Ripka: Uns ist zu Ohren gekommen, dass es den christlichen Flüchtlingen in den unterschiedlichen Unterbringungen nicht so gut geht. Deshalb haben wir Leute eingeladen, die in ganz engem Kontakt mit diesen Menschen stehen. Wir wollten aus erster Hand erfahren, wie es den Menschen geht.
domradio.de: "Überall auf der Welt, wo Gott weint, müssen wir seine Tränen trocknen." Das war Pater Werenfrieds tiefe Überzeugung - und das versuchen Sie ja heute fortzuführen. Mit was für Projekten tun Sie das?
Ripka: Im Irak helfen wir den Flüchtlingen in Zusammenarbeit mit dem Erzbischof vor Ort. Wir finanzieren die Verteilung von Lebensmittelpaketen oder auch die Anmietung von Wohnraum, wo die Vertriebenen unterkommen können. Wir haben auch schon Schulen mitfinanziert, damit die jüngere Generation der Flüchtlingskinder nicht von der Bildung abgeschnitten ist. In diesem Bereich sind wir tätig, auch wenn unser Schwerpunkt sonst eher auf pastorale Projekte ausgerichtet ist.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Hinweis: Das päpstliche Hilfswerk begeht am Samstag in Köln das Jahrgedenken für seinen Gründervater, Pater Werenfried von Straaten. Ihm zu Ehren wird im Kölner Dom einen Gedenkgottesdienst um 11 Uhr abgehalten. Dieser Begegnungstag steht in diesem Jahr im Zeichen der Hilfe für die Christen im Irak.