CDU-Politiker Hirte zum US-Einreiseverbot

"Wir sollten diesen Trumpf nicht aufgeben"

Das US-Einreiseverbot gegen Bürger muslimischer Staaten befördert auch die Gewalt gegen Christen weltweit. Das befürchtet der Stephanuskreis des Bundestags in einem Brief an US-Präsident Trump. Ein domradio.de-Interview mit dem Vorsitzenden Dr. Heribert Hirte.

Berliner Demonstration gegen Trumps Einreiseverbot / © Rainer Jensen (dpa)
Berliner Demonstration gegen Trumps Einreiseverbot / © Rainer Jensen ( dpa )

domradio.de: Sie kritisieren ja nicht nur den Einreisestopp für Muslime sondern auch eine damit einhergehende Bevorzugung von Christen. Was ist daran aus Ihrer Sicht so problematisch?

Heribert Hirte (CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion): Das Problematische liegt darin, dass er explizit sagt: "Wir nehmen nur christliche Flüchtlinge auf." Diese Art der Auseinanderdivision verschiedener Religionen ist genau das, was wir im Nahen Osten den dortigen Regierungen vorwerfen. Das heißt, es ist Wasser auf die Mühlen derer, die sagen: "Christen mögen Muslime nicht." Deshalb haben wir - und meine Position wird von vielen kirchlichen und anderen Organisationen geteilt - gesagt, dass das, was Trump im vermeintlichen Interesse der Christen im Nahen Osten tut, letztlich denen mehr schadet als nutzt.

domradio.de: Das heißt, als Sie den Brief geschrieben haben, hatten Sie vor allem die Lage der verfolgten Christen weltweit im Blick?

Hirte: So ist es. Weil wir wissen, dass Christen häufig stärker verfolgt sind als andere. Wenn es gegen Christen geht, dann ist die Diskriminierung und die Ausgrenzung schärfer als das bei anderen Religionen der Fall ist. Das hängt aus meiner überzeugt christlichen Sicht damit zusammen, dass wir stärker das Gebot der Toleranz und das Gebot der Nächstenliebe befolgen; selbst dann, wenn die andern nicht unserer Meinung sind.

domradio.de: US-Präsident Trump nimmt ja bedauerlicherweise noch nicht einmal Richtersprüche aus seinem eigenen Land ernst. Glauben Sie, dass Sie mit Ihrem Brief etwas bewegen können?

Hirte: Ich glaube schon, dass wir, was die Stimmungslage angeht, ein kleines bisschen mitbewegen können. Das ist deshalb wichtig, weil es aus meiner Sicht darum geht, das Grundrecht auf Religionsfreiheit insgesamt zu verteidigen. Ich selbst habe in den USA gelebt - habe das im Übrigen in dem Brief auch gesagt - und habe es als faszinierend empfunden, wie in Amerika das Nebeneinander verschiedener Herkunftskulturen und Religionen funktioniert hat. Dieses Alleinstellungsmerkmal unserer westlichen Welt - hoffentlich bleibt es auch so - ist für manche Regierungen ein Dorn im Auge. Wir sollten diesen Trumpf nicht aufgeben.

domradio.de: Kanzlerin Merkel hat sich bisher kritisch-diplomatisch geäußert. Sie sagte, Trumps Einreisestopp widerspreche dem Grundgedanken der internationalen Flüchtlingshilfe und der internationalen Kooperation. Würden Sie sich da eine klarere Kante gegen dieses Alleingänge des US-Präsidenten wünschen?

Hirte: Die Kanzlerin ist in der Regierung, ich bin im Parlament. Im Übrigen hat sie in der Sache völlig recht. Das was ich sage, ist der Sache nach dasselbe - nur mit schärferen Worten.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer (dpa)
Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer ( dpa )
Quelle:
DR