Bogotas Kardinal über Friede und Mauern

Ratlos, wohin die Reise geht

Er sieht den Friedensprozess in Kolumbien auf einem guten Weg: Der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar Gomez betonte aber auch, dass noch viel zu tun sei: "Wir brauchen eine Bereitschaft zum Verzeihen".

Waffenabgabe der kolumbianischen Rebellen startet  / © Ricardo Maldonado Rozo (dpa)
Waffenabgabe der kolumbianischen Rebellen startet / © Ricardo Maldonado Rozo ( dpa )

Bogotas Kardinal: Friedensprozess in Kolumbien auf gutem Weg 

Der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar Gomez sieht den Friedensprozess in seinem Land auf einem guten Weg. Er sei "sehr ernsthaft geführt und international begleitet" gewesen und habe zu "seriösen Ergebnissen geführt", sagte der Erzbischof von Bogota im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Essen. Der Prozess habe vor allem das Wohl und das Fortkommen des Landes im Blick gehabt. "Kein komplexer Vorgang von dieser Dimension kann perfekt und ohne Makel sein", so Salazar.

Nach Wahrnehmung des Kardinals ist der Widerstand gegen das Abkommen in Teilen der Bevölkerung, die meinen, die FARC-Rebellen kämen zu billig davon, inzwischen zurückgegangen. Die Aussage des früheren Staatspräsidenten Alvaro Uribe, sein Nachfolger Juan Manuel Santos habe "das Land der FARC übergeben", nannte Salazar übertrieben. Allerdings sei die derzeitige Phase des "Post-Konflikts" entscheidend.

Bereitschaft zum Verzeihen

"Wir müssen einige wichtige Sozialreformen auf den Weg bringen, die einen dauerhaften Frieden ermöglichen", forderte der Kardinal. Frieden könne man "nicht einfach machen - man muss ihn nach und nach bauen, errichten".

An diesem komplizierten Prozess müssten alle Kolumbianer mitarbeiten. Es brauche "eine Bereitschaft zum Verzeihen" und eine Bereitschaft zu Entschädigungen "für all das, was in über 50 Jahren zerschlagen wurde". Die früheren Waffenträger der FARC müssten sich nun in die Gesellschaft integrieren.

"Noch kein Rezept zu Trump"

Lateinamerika hat nach der Einschätzung des Kardinals hingegen noch keine Rezepte für die Politik von US-Präsident Donald Trump gefunden. Es gelte aber, das "Recht auf Freizügigkeit" und Migration "zu schützen und hochzuhalten", sagte Salazar. Er hoffe auf eine große Solidarität zwischen den Ländern Lateinamerikas.

"Was Trump sagt und tut, ist ja keineswegs eindeutig", so Salazar. "Mal gibt es starke Interventionen - dann rudert er wieder zurück. Wir sind immer noch ein wenig ratlos, wohin die Reise geht." Entsprechend gebe es auch noch keine politischen Rezepte, "wie wir uns gegen Trump verteidigen können".

Mauerbau "absurd"

Die ersten Indizien der Trump-Präsidentschaft seien "allemal alarmierend", sagte der Erzbischof von Bogota. Er stimme aber Papst Franziskus zu: Man müsse Trump zunächst Zeit geben zu zeigen, wie er seine Ideen umsetzen wolle. "Wir hoffen, dass er mit der Zeit lernt und zeigt, dass er ein wichtiger Regierungschef ist und kein größenwahnsinniger Demagoge", so Salazar.

Trumps Mauer-Projekt nannte der Kardinal absurd. Die Kirche stehe für Gemeinsamkeit, Solidarität und Brückenbau ein. "Eine Mauer ist genau das Gegenteil", so der CELAM-Präsident. "Eine Mauer ist Trennung von Menschen, Abgrenzung." Sie bremse den Austausch, nicht nur im Bereich Migration. Salazar verwies auf eine neue Tendenz von immer mehr Ländern, sich "auf sich selbst zurückzuziehen, abzugrenzen, Handelshindernisse aufzubauen". Als Beispiel nannte er den Rückzug Großbritanniens aus der EU. Dieser "Trend zu Fragmentierung und Nationalisierung" sei eine gefährliche Entwicklung. Salazar äußerte sich anlässlich eines Festakts in Essen. Dort wurde neue Geschäftsführer des bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, ins Amt eingeführt.

Ruben Salazar Gomez 

Ruben Salazar Gomez (74) ist seit 2010 Erzbischof von Kolumbiens Hauptstadt Bogota und seit 2015 Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. Als Vorsitzender der Kolumbianischen Bischofskonferenz (seit 2008) ist er ein Fürsprecher des Friedensprozesses mit der linksgerichteten Rebellenorganisation FARC. Im November 2012 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Kardinalswürde.

Salazar wurde am 22. September 1942 in Bogota geboren. Er studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana sowie am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. 1967 empfing er die Priesterweihe. 1992 wurde Salazar von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Bischof von Cucuta ernannt; 1999 erhielt er den Ruf nach Barranquilla an die Karibikküste. Salazar wurde im Mai 2011 mit dem Rang eines Komturs mit Stern in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen. 2012 erfolgte die Ernennung zum Großkreuzritter durch Kardinal-Großmeister Edwin Frederick O'Brien. Sein Mandat als CELAM-Präsident dauert bis 2019.


Pressekonferenz mit Ruben Salazar Gomez / © Romano Siciliani (KNA)
Pressekonferenz mit Ruben Salazar Gomez / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA