Malteser-Großkanzler zur Flüchtlingskrise

Eher eine Kommunikationskrise

Malteser-Großkanzler Albrecht von Boeselager sieht in Deutschland weniger eine Flüchtlings- als eine Kommunikationskrise. Anfang der 1990er Jahre hätten im Land gerade 0,5 Prozent Flüchtlinge gelebt, heute seien es nur 0,4 Prozent.

Albrecht Freiherr von Boeselager / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Albrecht Freiherr von Boeselager / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

Das sagte Boeselager am Dienstagabend in Stuttgart. Er betonte, Europa brauche Migration. Laut von Boeselager werden derzeit "24 Menschen pro Minute entwurzelt". Rund die Hälfte der weltweit 65 Millionen Flüchtenden seien Kinder und Jugendliche. Insgesamt sei auf dem Globus jeder 113. auf der Flucht, also knapp ein Prozent der Menschheit.

Künftig zunehmende Migrationsströme

Der Regierungschef der Malteser geht davon aus, dass die Migrationsströme künftig zunehmen und auch durch traditionelle Entwicklungshilfe nicht aufzuhalten seien. Notwendig seien etwa qualifizierte Arbeitsplätze in den Herkunftsländern der Migrationswilligen. Mit Grenzen und Mauern ließen sich indes die Probleme nicht lösen. Mauern seien noch nie erfolgreich geblieben.

Schwerpunkte der internationalen Hilfe der Malteser sind nach seinen Worten Libanon, Irak und Syrien. Dabei hätten die Malteser als eigenständiges Völkerrechtssubjekt oft einen Zugang zu Konflikten, wo andere Organisationen nicht helfen könnten. Dies liegt darin begründet, dass die Malteser in Konfliktsituationen keinem Land zugeordnet werden können.

Malteser-Großkanzler von Boeselager warnte auch vor "antiislamischen Tönen" in Europa. Sie seien eine Katastrophe für die Christen im Nahen Osten, weil durch negative Aussagen über Muslime ein schlechter Umgang mit Christen legitimiert werde.

Schlagzeilen um Malteserorden

von Boeselager stand zuletzt über Wochen in den Schlagzeilen, weil ihn der inzwischen zurückgetretene Malteser-Großmeister Matthew Festing vom Amt als Großkanzler des Ritterordens enthoben hatte. Dies führte zu einem schweren Konflikt zwischen Festing und dem Vatikan.

Als Papst Franziskus den Fall durch eine Kommission untersuchen ließ, verweigerte Festing die Zusammenarbeit. Auf Druck des Papstes trat der Brite schließlich zurück. Boeselager kehrte ins Amt zurück. Am 29. April will der Orden einen neuen Großmeister wählen.

von Boeselager sprach bei den "Stuttgarter Gesprächen". Veranstaltet werden sie vom CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann und dem CDU-Landtagsabgeordneten Winfried Mack.

Malteserorden

Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten weltweit ersten christlichen Krankenpflegeordens. Nach der Reformation spaltete sich die Gemeinschaft auf in die katholischen Malteser und die evangelischen Johanniter.

Malteserorden hat neuen Großkanzler / © Markus Nowak (KNA)
Malteserorden hat neuen Großkanzler / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA