Reaktion aus der evangelischen Gemeinde Amsterdam zur Parlamentswahl

"Man hat aufgeatmet"

Nach der Parlamentswahl in den Niederlanden bleibt die Partei des ​amtierenden Ministerpräsidenten Marc Rutte weiter stärkste Kraft. Hildegund Spaargaren-Ehlich von der evangelischen Gemeinde Amsterdam spricht von Erleichterung.

Wahlparty der VVD in den Niederlanden / © Daniel Reinhardt (dpa)
Wahlparty der VVD in den Niederlanden / © Daniel Reinhardt ( dpa )

domradio.de: Wie würden Sie das einschätzen: War es ein guter Tag gestern für die Niederlande? 

Hildegund Spaargaren-Ehlich (Mitglied der evangelischen Gemeinde in Amsterdam): Man ist doch sehr erfreut in all den Medien, dass Mark Rutte die Wahl gewonnen hat und dass er auch die neue Regierung formen kann. Er hat zwar weniger Stimmen erhalten als bei der vorherigen Wahl, aber er ist doch als der eindeutige Gewinner aus der Wahl hervorgegangen. Und man freut sich, dass die Populisten gebremst sind. Sie sind zwar noch die zweite Partei geworden, aber man hat doch im Allgemeinen - auch im Ausland - erwartet, dass sie vielleicht doch die Wahl gewinnen; nach dem Brexit und nach dem, was in Amerika passiert ist. Aber in den Niederlanden ist es soweit nicht gekommen.

domradio.de: Wie erklären Sie sich jetzt diesen großen Abstand, der sich dann doch gezeigt hat? 

Spaargaren-Ehlich: Es ist natürlich so, dass auch ein gewisser Einfluss von den Ereignissen mit der Türkei am letzten Wochenende ausgegangen ist. Und da hat Mark Rutte, der ja im allgemeinen sehr anerkannt ist, wie ein Staatsmann gehandelt und diese Gefahr auch mit abgewendet. Die Gruppe der Unzufriedenen, die die Populisten gewählt haben, war doch nicht so groß, wie man erwartet hätte.

domradio.de: International wird gerade aufgeatmet. Wie haben Sie die Stimmung unter den Holländern erlebt?

Spaargaren-Ehlich: Man hat natürlich auch aufgeatmet in Holland. Man hat es auch in den Kommentaren mitbekommen, dass durch die vielen Parteien auf dem Wahlzettel eine Zersplitterung eingetreten ist. Bisher hatten wir eine Koalition der Liberalen mit den Sozialisten, die der deutschen SPD entsprechen würden. Und diese Sozialisten sind abgestraft worden. Sie haben jetzt nur noch neun der 150 Parlamentssitze. Ihnen wurde besonders übel genommen, dass sie das sozialistische Programm in der Koalition nicht umgesetzt haben. Dadurch sind viel mehr kleinere Parteien mit speziellen Ideen aufgekommen als gedacht. Und auch Mark Rutte hat verloren. Er hatte vorher mehr Parlamentssitze.

Das Interview führte Verena Tröster.


Wahlgewinner Mark Rutte / © Daniel Reinhardt (dpa)
Wahlgewinner Mark Rutte / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
DR