Aus christlicher Sicht seien "Frömmigkeit gegen Gott und Verantwortung für die Welt untrennbar in Christus verbunden", sagte der Präfekt der Glaubenskongregation bei einer Tagung im Vatikan. Nichtsdestoweniger gehe es um den Aufbau einer humanen Gesellschaft.
Müller äußerte sich bei einem Kongress zum Erscheinen der Enzyklika "Populorum progressio" vor 50 Jahren. Das Lehrschreiben Pauls VI. (1963-1978) befasst sich mit Entwicklungsfragen und einem Ausgleich zwischen der reichen und der armen Welt. Ausgerichtet wird die zweitägige Konferenz von der von Kardinal Peter Turkson geleiteten Vatikan-Behörde für ganzheitliche Entwicklung, die für Fragen sozialer Gerechtigkeit zuständig ist.
Keine "bürgerliche Anpassung"
Kardinal Müller betonte, Christen arbeiteten "mit allen Menschen guten Willens, auch mit den Atheisten", in den drängendsten Fragen der Menschheit zusammen. Er nannte die Unverletzlichkeit der menschlichen Person, soziale Gerechtigkeit, sowie Solidarität und Frieden unter den Völkern. Dabei dürfe das Christentum aber nicht mit einer "bürgerlichen Anpassung" seiner eigenen Botschaft auftreten, so der Kardinal.
Auch Erzbischof Silvano Tomasi, früherer Vatikanbotschafter bei den Vereinten Nationen, unterstrich, Entwicklung dürfe nicht auf wirtschaftliches Wachstum beschränkt werden. Die "Arbeit für das Reich Gottes" bedeute, in Kontakt mit Armen und Unterdrückten zu sein, um Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz zu verwirklichen.