Kardinal Schönborn will mehr Frauen in kirchlichen Ämtern

Kirchengeschichte gibt zu denken

Gibt es mehr Spielraum für Frauen in kirchlichen Ämtern? Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn beantwortet die Frage mit einem klaren "Ja." Bei Weitem seien die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft.

Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari (KNA)
Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari ( KNA )

"Unzweifelhaft" stehe für Kardinal Schönborn fest, "dass es mehr Frauen in kirchlichen Ämtern braucht", sagte er der "Wiener Zeitung" (Samstag). Die theologische Diskussion über die Weihe von Diakoninnen in der katholischen Kirche sei ihm aber "nicht reif genug". Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz plädierte dafür, die Ergebnisse der von Papst Franziskus eingesetzten Kommission zu diesem Thema abzuwarten. Die Tatsache, dass es in der Kirchengeschichte Diakoninnen gegeben habe und in der Ostkirche bis heute gebe, "muss uns in der lateinischen Kirche zu denken geben", fügte er hinzu.

Männerdominierender Bereich

Heute könne leicht der Eindruck entstehen, die katholische Kirche sei vor allem eine "Männerriege". Dies sei paradoxerweise eine Konsequenz der stärkeren Fokussierung auf die Person des Priesters im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Das frühere Empfinden sei anders gewesen, als der Priester vorne als Haupt der Gemeinde gestanden habe und die Gläubigen nicht auf ihn, sondern auf den Altar konzentriert gewesen seien. Gleichwohl bezeichnete Schönborn die damalige Reform als dringend notwendig.

Ein Jahr "Amoris laetitia"

Zum ersten Jahrestag der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens "Amoris laetitia" am Samstag bekräftigte Schönborn seine Position zum kirchlichen Umgang mit Katholiken, die nach einer Scheidung erneut zivil geheiratet haben. Der Kardinal forderte den genauen Blick auf die Situation der Betroffenen. Wichtig sei das Verhalten gegenüber ihren Kindern und dem übrig gebliebenen Partner.

Er selbst werde "niemanden von der Kommunionbank wegweisen", erklärte Schönborn. "Ich kann nicht ins Gewissen von Wiederverheirateten schauen und vertraue darauf, dass sie verantwortungsvoll entscheiden." Aber als ihr Seelsorger würde er mit ihnen jedoch das Gespräch suchen - "wie ihre Situation ist, wie sie damit umgehen, was der beste Weg für sie ist".


Quelle:
KNA