Religionen und Politiker drängen auf friedliche Lösung in Syrien

"Wann endlich hört das auf?"

Religionsvertreter und Politiker in Deutschland haben zügige Lösungen für den Syrien-Krieg gefordert. "Worte statt Waffen", lauten viele Forderungen. Die Realität sieht anders aus.

Im zerstörten syrischen Aleppo / © Hassan Ammar (dpa)
Im zerstörten syrischen Aleppo / © Hassan Ammar ( dpa )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief am Palmsonntag dazu auf, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Insbesondere die Vertreter der Religionen müssten sich gemeinsam gegen "Gewalt im Namen Gottes wenden", sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt. "Wann endlich hört das auf? Wann wird den Kriegsherren endlich klargemacht. Es reicht! Wann werden die Waffenlieferungen in diese Gebiete beendet?"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nahm am Wochenende die internationale Gemeinschaft in die Pflicht. Trotz der "weitgehenden Blockade des UN-Sicherheitsrats" müssten Möglichkeiten gefunden werden, die Mechanismen internationalen Rechts inklusive Sanktionsmöglichkeiten so weiterzuentwickeln, dass sie auch wirklich funktionierten, schrieb der bayerische Landesbischof auf Facebook. Er hält sich derzeit für Vorlesungen in New York auf.

Mit Worten verhandeln, nicht mit Waffen

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief die Vereinten Nationen zum Handeln auf. Sie müssten die Kriegsparteien in Syrien an einen Tisch zwingen, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Palmsonntagspredigt. Die UN müssten geschlossen den Krieg ächten, der ein Kreuz für die Menschheit sei. Entsprechende Versuche seien bisher an der Uneinigkeit der Großmächte gescheitert, kritisierte Schick.

Die EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann betonte in der "Bild am Sonntag", Frieden werde es nur durch Verhandlungen geben. Sie bezweifle, dass mehr Militärschläge alles richten würden. "Noch mehr Waffen, noch höhere Wehretats, noch mehr Waffenexporte sind doch kein Weg in eine friedliche Zukunft", mahnte Käßmann. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, drängte in der Zeitung die Bundesregierung zu einem "Stopp jeglicher Waffenexporte in diese Region".

Politiker für Diplomatie und Familiennachzug

Der SPD-Vorsitzende Martin Schulz verlangte in einem Gastbeitrag für "Die Welt" (Sonntag in der Onlineausgabe) eine "aktivere Rolle" Europas bei der Konfliktlösung in Syrien. Wenn Europa sich nicht zusammenraufe und nicht eine "noch aktivere Rolle beim Konfliktmanagement" einnehme, werde man "auch in den kommenden Jahren mit Mord und Elend in Syrien konfrontiert sein", so Schulz und forderte eine diplomatische Lösung, "nicht Bomben oder eine weitere Eskalation". Er ergänzte: "Ohne einen Frieden in Syrien werden wir auch in Europa nicht in Frieden leben können."

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt forderte die Union auf, einem Familiennachzug für Syrer zuzustimmen. Das sei "das Mindeste, was wir schnell für die Menschen leisten können", sagte Göring-Eckardt der "Bild am Sonntag". Sie fügte hinzu: "Als meine Kinder klein waren, bin ich schon wahnsinnig geworden, wenn ich zwei Stunden lang nicht wusste, wo sie sind. Unvorstellbar, was die Ungewissheit für die hier lebenden Mütter und Väter bedeutet."


Quelle:
KNA