domradio.de: Sie gehen jetzt an die Basis, gucken sich die Arbeit von MOAS aus nächster Nähe an - wie ist es dazu gekommen?
Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle "Berufe der Kirche" im Erzbistum Köln): Unser Erzbischof ist einer der wichtigsten Unterstützer von MOAS. Seit der Gründung begleitet er diese Arbeit. Die Gründer und die Mitarbeiter/-innen waren auch zu Beginn des Jahres hier, um unseren Erzbischof zu besuchen. Sie haben ihm auch symbolisch ihre Fahne überreicht, mit der sie immer wieder hinausfahren und auf dem Mittelmeer unterwegs sind. Daher kam auch bei der Begegnung die Bitte von den Mitarbeitern/-innen vor Ort, gerade an diesen Tagen jemanden zu senden, der auch den Crewmitgliedern und auch den geretteten Menschen die Möglichkeit gibt, die Kartage und Ostern zu feiern.
domradio.de: Dann ist die Wahl des Erzbischofs auf Sie gefallen. Können Sie sich das erklären?
Pfarrer Thillainathan: Mein Herz schlägt für diese Arbeit. Ich gehöre auch einer Priesterbewegung von Mutter Teresa an, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den Ärmsten der Armen beizustehen und ihnen zu dienen. Vor allem schätze ich, dass der Erzbischof mich darum gebeten hat, weil er die Vision hat, künftig Priesteramtskandidaten und auch Studenten/-innen, die sich für einen seelsorgerischen Dienst ausbilden lassen, dorthin zu senden. Sie sollen die Erfahrung machen, dass unsere Aufgabe, unsere Arbeit einerseits global ist, nämlich sich von Jesus senden zu lassen. Andererseits soll ihnen auch bewusst werden, dass die Nachfolge unseres Herrn auch bedeutet, diese Lebenswirklichkeit wahrzunehmen und unsere Beiträge dazu zu leisten, damit Menschen heute und morgen, sowohl das Leben hier auf Erden, als auch ein ewiges Leben gewinnen können.
domradio.de: Die Saison der Rettungsaktionen, die fängt gerade erst richtig an, weil sich mit dem besser werdenden Wetter im Frühling wieder mehr Menschen auf den höchst gefährlichen Weg übers Mittelmeer machen. Haben Sie den Termin auch danach gewählt?
Pfarrer Thillainathan: MOAS hat erst seit dem 1. April die Arbeit wieder aufgenommen. Die vergangene Woche war ich nochmal vor Ort und habe ihnen, im Auftrag unseres Erzbischofs, die gesegnete Fahne wieder zurückgegeben. Dadurch kam es sinnvollerweise auch erst seit April zu einer möglichen Zusammenarbeit.
#Phoenix on station in its #SAR zone today. Follow this space for updates on our mission in the #Mediterranean #NoOneDeservestoDieatSea pic.twitter.com/fXkwaXG45y
— MOAS (@moas_eu) 3. April 2017
domradio.de: Sie werden da auch ganz nah am Leiden der Menschen dran sein. Haben Sie da vielleicht ein bisschen Angst vor?
Pfarrer Thillainathan: Von Angst würde ich nicht sprechen, aber ich habe höchsten Respekt vor diesem Einsatz, weil ich natürlich keine Vergleichswerte habe. Ich war zwar schon einmal als Student bei einem humanitären Einsatz in Pakistan, weil ich in Indien Freisemester gemacht habe, aber das kann man nicht direkt vergleichen. Da bin ich schon sehr gespannt, wie es sein wird, mich mit meinen Möglichkeiten einzubringen. Ich werde da auch ganz normal mitarbeiten und nicht nur die Gottesdienste feiern. Vieles wird sich aber auch erst vor Ort zeigen.
domradio.de: Sie werden mit der Verzweiflung der Menschen, mit unbändiger Angst und auch mit Tod konfrontiert. Sind Sie darauf vorbereitet?
Pfarrer Thillainathan: Ich glaube, ich bin darauf vorbereitet. Ich habe die große Gnade gehabt, dass ich während des Studiums ein Jahr lang mit den "Missionaren der Nächstenliebe" in Pune und Kalkutta arbeiten durfte. Diese Arbeit vor Ort mit den Schwestern und vor allem aber mit diesen vielfältigen Realitäten des Leides hat mich schon sehr stark geprägt. Sie haben mich auch darin bestärkt, Priester zu werden und so sehe ich diesen Einsatz eher als einen Einsatz zurück zu den Wurzeln, wo mein Lebensweg als Priester und mein Berufungsweg angefangen haben. Deswegen bin ich innerlich, geistlich und persönlich darauf vorbereitet.
Das Gespräch führte Hilde Regeniter.