Vor 25 Jahren wurde Norbert Trelle zum Bischof geweiht

Seelsorger, Gärtner und scharfer Denker

Er steht lieber im heimischen Garten als im Scheinwerferlicht, ist für seine zurückhaltende Art bekannt. Dennoch sorgt Hildesheims Bischof oft mit politischen Äußerungen für Aufsehen.

Autor/in:
Michael Althaus
Bischof Norbert Trelle / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Norbert Trelle / © Harald Oppitz ( KNA )

Er ist ein Mensch, der leicht unterschätzt werden kann: Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle liebt weder den Pomp noch große Auftritte in den Medien. Er gibt sich meist ruhig und zurückhaltend. Mitarbeiter bezeichnen den 74-Jährigen, der in Bonn aufwuchs, dagegen als rheinische Frohnatur. Er ist Fan des 1. FC Köln und bei den Gläubigen für seine offene, seelsorgliche Art beliebt.

Darüber hinaus sorgt er bisweilen mit klaren politischen Äußerungen für Aufsehen. Am Montag ist es 25 Jahre her, dass er in Köln zum Bischof geweiht wurde. Dazu findet um 10.00 Uhr ein Festgottesdienst im Hildesheimer Dom statt.

Flüchtlinge liegen ihm am Herzen

Trelle wurde am 5. September 1942 als Sohn eines Architekten in Kassel geboren. Die Familie zog 1958 nach Bonn. Dort und in Innsbruck studierte Trelle Theologie. 1968 empfing er im Kölner Dom die Priesterweihe und wirkte unter anderem als Pfarrer in Wuppertal. 1992 wurde er Weihbischof im Erzbistum Köln, seit 2006 ist er Bischof von Hildesheim.

Nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Biografie liegt dem Geistlichen das Schicksal von Flüchtlingen am Herzen: Seine Eltern zogen kurz nach seiner Geburt nach Westpommern, von wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden. "Wer sich zum Glauben bekennt, kann nicht am Schicksal von Flüchtlingen und Migranten vorbeisehen", sagte Trelle als Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, ein Amt, das er von 2010 bis 2016 innehatte. Das Mittelmeer nannte er "das größte Massengrab Europas", und eine Obergrenze für Zuwanderer hielt er für "nicht mit dem Grundgesetz vereinbar".

Schmerzhafte Reformen

Neben seinem Engagement in der Migrationskommission, deren Mitglied er weiterhin ist, übte und übt Trelle weitere Ämter aus. So war er acht Jahre lang Vorsitzender des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) und ist bis heute stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz.

In seiner eigenen Diözese, die vom Harz bis zur Nordsee reicht, setzte Trelle - auch gegen manche Widerstände - schmerzhafte Reformen durch. In einem Prozess der "lokalen Kirchenentwicklung" wurde die Zahl der Pfarreien von 313 auf 119 reduziert. 56 Kirchen wurden in Trelles Amtszeit geschlossen. Er wolle Mutlosigkeit angesichts sinkender Katholikenzahlen entgegenwirken, hatte der Bischof die "Aufbrüche" unter anderem begründet.

Gutachter gegen Missbrauchsvorwürfe

Ein Höhepunkt seines Wirkens war die 1.200-Jahrfeier des Bistums 2015. Im Vorfeld hatte der Bischof eine Sanierung des Doms und den Neubau des benachbarten Dommuseums für insgesamt rund 43 Millionen Euro angestoßen. Ganz nach Trelles Art wurde das Jubiläum nicht nur fröhlich gefeiert: Bei einem Bußgottesdienst bat er um Vergebung für die Verfehlungen der Kirche und schloss sowohl die mittelalterlichen Kreuzzüge als auch die neuzeitlichen Missbrauchsfälle mit ein.

Letztere bilden ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte, mit dem auch Trelle zu kämpfen hat. 2015 geriet er in die Kritik, weil das Bistum angeblich den Missbrauchsvorwürfen eines Mädchens gegen den ehemaligen Pfarrer Peter R. nicht konsequent genug nachgegangen war. Der Bischof wies die Vorwürfe zunächst zurück, räumte aber kurz danach Fehler ein. Aktuell untersuchen unabhängige Gutachter den Umgang mit diesem Fall sowie weitere Missbrauchsvorwürfe, die gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) erhoben wurden. Die Diözese rechnet mit Ergebnissen im Sommer.

Hobbygärtner

Die Präsentation dieser Ergebnisse wird möglicherweise eine der letzten Amtshandlungen des Bischofs, für den in vier Monaten ein weiteres Jubiläum ansteht. Am 5. September wird Trelle 75 Jahre alt und muss dann gemäß Kirchenrecht Papst Franziskus seinen Rücktritt anbieten.

Langweilig würde ihm als Emeritus bestimmt nicht: Eines seiner Hobbys ist sein Garten, in dem er gelegentlich zum Spaten oder zum Rasenmäher greift. Darüber hinaus liebt er das Wandern und das Theater. Eine Ruhestandsbleibe in der Nähe des Hildesheimer Domhofs hat Trelle bereits vor einiger Zeit gekauft, seine Zwillingsschwester Gisela und eine weitere Schwester der beiden sind bereits dort eingezogen.

 


Quelle:
KNA