Papst Franziskus will in Fatima "das zeitliche und ewige Schicksal der Menschheit" der Gottesmutter anvertrauen. Zugleich rief er am Mittwoch katholische Gläubige in aller Welt auf, sich ihm im Gebet als "Pilger der Hoffnung und des Friedens" anzuschließen. Maria lehre die Tugend des Wartens, selbst wenn alles sinnlos erscheine, sagte er bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Der Papst bricht am Freitag zu einem zweitägigen Besuch des portugiesischen Wallfahrtsorts Fatima auf.
Maria bleibe vertrauensvoll gegenüber dem "Geheimnis Gottes, auch wenn er sich aufgrund des Bösen in der Welt zu verfinstern scheint", sagte Franziskus. In den biblischen Erzählungen vom Tod Jesu erscheine Maria in dem entscheidenden Moment, als die meisten Jünger aus Angst geflohen seien. Angesichts der Gottesmutter unter dem Kreuz könne man nicht sagen, «welche die grausamere Passion war: die eines unschuldigen Menschen, der am Kreuzesbalken stirbt, oder die Agonie einer Mutter, die die letzten Momente des Lebens ihres Sohnes begleitet».
Mutige Mütter
Mit Blick auf die frühe und unerwartete Mutterschaft verglich der Papst Maria mit den "unzähligen Müttern unserer Zeit, mutig bis zum Äußersten", wenn es darum gehe, ein Kind zu gebären. Maria lasse sich von Unsicherheiten und Widrigkeiten weder deprimieren, noch sei sie eine Frau, die gewaltsam protestiere; vielmehr nehme sie das Leben mit seinen glücklichen Tagen und seinen Tragödien hörend an.
Nur ein kurzer Besuch
Die Portugiesen bat der Papst unterdessen per Videobotschaft um Verständnis dafür, dass er seinen Besuch auf den Wallfahrtsort Fatima beschränkt. Er habe sich nicht dazu in der Lage gesehen, die Einladungen "in eure Häuser und Gemeinden, eure Dörfer und Städte" anzunehmen, sagte er in der Ansprache am Mittwochabend laut dem vom Vatikan verbreiteten Text. Stattdessen rief er die Gläubigen auf, mit ihm zur Muttergottes von Fatima zu pilgern, "physisch oder geistig, Hauptsache mit dem Herzen". Er komme, um mit ihnen "das Evangelium der Hoffnung und der Freude zu teilen", so der Papst.
Gottesdienste, Prozessionen, Konzerte
Das Programm zum 100. Fatima-Jubiläum sieht große Gottesdienste, Prozessionen, Konzerte und Tagungen vor. Höhepunkt ist der Besuch von Papst Franziskus am 13. Mai, wo er zwei der drei Seherkinder von 1917 heiligspricht. Für 21. bis 24. Juni steht ein großer offizieller internationaler Kongress an. Wissenschaftler aus sieben Forschungsbereichen wollen dazu beitragen, Fatima neu zu deuten und neu zu begreifen, unter anderem aus soziologischer, psychologischer und kulturhistorischer Sicht.
Themen unter anderen sind Fatima und soziale Dynamiken; Fatima unter dem Blickwinkel der religiösen Phänomenologie; Fatima und die prophetischen und apokalyptischen Sprachen; die Geistlichkeit und die Theologie Fatimas; der Einfluss von Fatima auf die Behauptung des portugiesischen Katholizismus. Den Schlussvortrag «Fatima als Versprechen» hält der italienische Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrates.
Ave von Fatima
Das letzte Glied der Kongressreihe bildet das 13. Symposium des "Europäischen Marianischen Netzwerks" vom 26. bis 29. September. Referenten dort sind die Rektoren der großen europäischen Marienheiligtümer. Im Rahmen der Konzertreihe zum Fatima-Jahr singen am 23. Juni im Kontext des Internationalen Theologischen Kongresses der Symphonische Chor Lisboa Cantat mit dem Orquestra Sinfonica Juvenil unter der Leitung von Christopher Bochmann. In der Rosenkranz-Basilika interpretieren sie Werke des geistlichen Komponisten Joaquim dos Santos (1936-2008), die von Fatima inspiriert oder dem Ort gewidmet sind. Den Abschluss des Konzerts bildet das Ave von Fatima unter dem Dirigat des Japaners Yugo Matsumura.
Das Abschlusskonzert am 13. Oktober - dem 100. Jahrestag der letzten Erscheinung mit dem sogenannten Sonnenwunder - ist die Welturaufführung eines eigens dafür komponierten Werkes von James Macmillan und Eurico Carrapatoso in der Rosenkranz-Basilika. Die Aufführung des Lissaboner Gulbenkian-Orchester mit angeschlossenem Chor bildet den musikalischen Rahmen für die Abschlussfeier in Fatima.