Polens Außenminister Witold Waszczykowski sagte der "Welt" (Freitag), dass die PiS-geführte Regierung ihre ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen aus Afrika in Kürze aufgeben dürfte. "Gerade beraten wir intern über die Möglichkeit humanitärer Korridore", sagte der Minister. Diese Idee hätten Italien, Frankreich und Spanien aufgebracht.
Humanitäre Visa
"Wir erwägen, verwundeten Kriegsopfern oder traumatisierten Kindern humanitäre Visa auszustellen und ihnen damit eine legale Einreise nach Polen und eine medizinische Behandlung in unseren Krankenhäusern zu ermöglichen", sagte Waszczykowski. "Die Visa sollen für ein Jahr gelten", fügte er hinzu.
Polen, Vatikan und Caritas beraten sich
Die polnische Regierung berate derzeit mit dem Vatikan, der polnischen Kirche und der Caritas darüber. Gleichzeitig prüfe sie, wie viele Krankenhausbetten Polen für die Versorgung von Kriegsopfern bereitstellen könnte, so der Minister. Wie viele humanitäre Visa Polen ausstellen wird, wisse er aber noch nicht. "Dafür ist es noch zu früh", sagte Waszczykowski.
"Menschen aus Syrien wollen nicht nach Polen"
Wasczykowski wehrte sich gegen den Vorwurf, sein Land wolle sich nicht an der Umsiedlung von Flüchtlingen in Europa beteiligen. Dies gehe aber nicht zwangsweise. Die Menschen aus Syrien und anderen Regionen wollten gar nicht nach Polen. "Nein, sie wissen, dass die Sozialleistungen in Deutschland viermal höher sind als in Polen. Sie suchen nicht nur ein sicheres Leben, sondern auch mehr Wohlstand." Deshalb bevorzugten sie neben Deutschland Länder wie Österreich, Belgien und Schweden.
Bereit Flüchtlinge aus Kriegsgebieten aufzunehmen
Polens Regierung wäre nach Wasczykowskis Worten jedoch bereit, Flüchtlinge aus Kriegsgebieten aufzunehmen, "sollten sie an unsere Grenzen gelangen". Dies zeige auch der Umgang mit Flüchtlingen aus der Ukraine. An diesem Freitag wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu seinem Antrittsbesuch in Warschau erwartet.