Der Ritus der "Artoklasia" (griech. Brotbrechen) erinnert an die biblische Erzählung der Speisung der 5.000 und wurde bereits beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010 gefeiert.
Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, der griechische Metropolit Augoustinos, hob in seiner Predigt am Freitagabend auf dem Gendarmenmarkt die Gemeinschaft stiftende Kraft des gemeinsamen Essens hervor. Zugleich bekräftigte er das Ziel der Kircheneinheit: "Für die Christen sind die Zeiten des Alleinseins, des Stillen Kämmerleins, ein für allemal vorbei." Man könne "nicht länger an getrennten Tischen sitzen" und steuere auch auf "den gemeinsamen Tisch der Heiligen Eucharistie" zu.
"Hunger nach Gerechtigkeit"
Allerdings sei dieser für die orthodoxen Christen "der Zielpunkt und nicht der Startpunkt" des ökumenischen Wegs. Weiter erinnerte der höchste Vertreter der mehr als zwei Millionen orthodoxen Christen in Deutschland an das Bibelwort vom "Hunger nach Gerechtigkeit". Gerechtigkeit sei ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis wie Brot und Wasser. Ein Sinn der Artoklasia sei auch, in diesem Sinn Gerechtigkeit durch Teilen "schmackhaft gemacht" zu haben.
Die Feier wurde von Chören der serbischen, griechischen, äthiopischen, koptischen und syrischen orthodoxen Gemeinden in Berlin mitgestaltet. Erzpriester Constantin Miron dankte besonders dem koptischen Chor für seine Teilnahme, der angesichts des Terroranschlags auf eine Pilgergruppe in Ägypten "mit blutendem Herzen" gesungen habe. Er rief die Gläubigen zu stillem Gedenken auf.
Grußwort von ZdK-Präsident Sternberg
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, betonte in einem Grußwort, "auch uns" blute das Herz angesichts der Tatsache, dass die Christen in ihren Stammlanden von Verfolgung, Vertreibung und Terrorismus gefährdet seien. Man empfinde "tiefe Solidarität".
Sternberg und der frühere Kirchentagspräsident Eckhard Nagel dankten den orthodoxen Gemeinden, dass sie nach München 2010 erneut zur Artoklasia eingeladen hätten. Auch beim Dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 solle die Tradition fortgesetzt werden.