68 Jahre, das ist ein Alter, in dem die meisten Menschen schon im Ruhestand sind. "Nun gilt diese Regel für Priester in unserer Kirche ohnehin so nicht", klärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Mittwoch ein Dutzend Journalisten auf. Bischöfe etwa geben ihr Amt in der Regel mit 75 Jahren ab. Mit einem großen Karriereschritt, so dachte sich denn auch Franz Josef Gebert, müsste er eigentlich nicht mehr rechnen. Immerhin feiert er am 10. Oktober bereits sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Doch es kam anders.
"Ich bin schon noch etwas überrascht, weil ich mich eigentlich aufgrund meines Alters aus der Gefahrenzone heraus wähnte", verriet der Geistliche. Von Johannes Paul II. wurde Gebert 2001 zum Ehrenprälaten ernannt. Papst Franziskus, der Gebert nun zum Trierer Weihbischof ernannt hat, mag solche Ehrentitel bekanntlich nicht, legt aber großen Wert auf eine Kirche, die für die Armen, Kranken, Schwachen, Flüchtenden da ist. Eine Kirche, wie sie auch nach dem Geschmack Geberts ist, der seit 17 Jahren dem Trierer Diözesan-Caritasverband vorsteht.
Flüchtlingshilfe liegt im am Herzen
In diesem Amt drängte er schon 2014 darauf, "endlich humanitäre Maßnahmen zum Schutz und zur Rettung von Flüchtlingen zu ergreifen", als das Problem für viele noch ein überwiegend italienisches oder griechisches war. "Weitere Flüchtlings-Tragödien im Mittelmeer müssen endlich verhindert werden. Es gilt, Menschen zu schützen, statt Grenzen zu sichern", sagte Gebert damals. Bereits im Sommer 2014 erstellte die diözesane Caritas ein Flüchtlingskonzept, es gab Willkommenspaten und einen Flüchtlingsfonds von Caritas und Bistum.
Als dann im Sommer 2015 auch im Bistum Trier Zehntausende Menschen Schutz suchten, war der Wohlfahrtsverband besser vorbereitet als viele staatliche Stellen.
Der neue Weihbischof ist auch Weinküfer
Gebert stammt aus Schweich an der Mosel, wo die Sozialdemokratin Katarina Barley wohnt, die nur einen Tag vor der Ernennung des künftigen Weihbischofs in Berlin als neue Bundesfamilienministerin vorgestellt wurde. Kirchliche Würdenträger wie der frühere Papst Benedikt XVI. haben sich als einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn bezeichnet. Gebert könnte sich aufgrund seiner Ausbildung als Facharbeiter bezeichnen: Der Moselaner absolvierte zunächst eine Weinküferlehre, ehe er sich für das Theologiestudium entschied. 1977 wurde er in Rom zum Priester geweiht.
Im Anschluss an seine Kaplanszeit in Sinzig berief ihn der Trierer Bischof Hermann Josef Spital 1981 zu seinem Kaplan und Sekretär. Von 1985 bis 1991 war er Subregens, also stellvertretender Leiter am Trierer Priesterseminar, anschließend bis zu seinem Wechsel zur Caritas Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste im Bischöflichen Generalvikariat. Als Helmut Dieser im November 2016 Bischof von Aachen wurde, begann die Suche nach einem neuen Weihbischof.
Neue Wege
Ackermann, der selbst erst nach einer langen Vakanz von 14 Monaten Bischof von Trier wurde, dankte dem Papst für die zügige Ernennung Geberts, den er einen "erfahrenen Priester, der tief im Bistum verwurzelt ist" nannte. Die Zeit bei der Caritas habe ihn sehr geprägt, versichert Gebert: "Die Diakonie gehört nicht nur zu den drei Grunddimensionen des kirchlichen Seins und Lebens, sie ist auch ein besonders starkes Anliegen unserer Synode gewesen." In Anspielung auf das Abschlussdokument "heraus gerufen" der 2016 beendeten Trierer Diözesansynode kündigte Gebert an: "Ich lasse mich jetzt heraus rufen." Mit Freude und Offenheit gehe er auf ein Amt zu, das angesichts der kirchlichen Umbrüche mit allen Chancen und Risiken spannend sein werde.
Neue Wege zu gehen, ist nichts Neues für Gebert, der als einer der Ersten aus der Führungsriege des Bistums in sozialen Netzwerken präsent war. "Arbeitet bei Caritasverband für die Diözese Trier e.V.", steht in seinem Steckbrief bei Facebook. Und: "Hat bei Römisch-katholische Kirche gearbeitet." Diesen Status kann Gebert in Kürze aktualisieren.