domradio.de: Trump setzt mit dem Ausstieg aus dem Klimaabkommen ein Wahlkampfversprechen um. Warum gibt es trotzdem diese Welle der Empörung? Die Entscheidung war ja eigentlich zu erwarten...
Peter Weiß (ZdK, Sprecher für Nachhaltige Entwicklung und Globale Verantwortung): Ja, aber es gab natürlich die Hoffnung, dass, wenn Donald Trump im Amt ist, er sich an internationale Vereinbarungen hält. Das ist ja auch guter Brauch in anderen Staaten dieser Welt. Es gab die Hoffnung, dass sich Trump von den Pro-Argumenten zu der Klima-Vereinbarung überzeugen lässt. Die Enttäuschung ist umso größer, weil das vielfältige Engagement für die Eingrenzung des Klimawandels und für eine Klimapolitik, die tatsächlich den Titel 'Bewahrung der Schöpfung' tragen kann, schwer beschädigt wird. Auch in den USA selbst sind ja viele engagierte Christinnen und Christen bitter enttäuscht, dass die USA diesen einseitigen Weg gehen wollen.
domradio.de: Welche konkreten Folgen des Ausstiegs erwarten Sie denn weltweit?
Weiß: Ob das ganz konkret Auswirkungen hat, steht ja noch in Zweifel. Aber die Botschaft ist natürlich verheerend. Wenn sich die größte Wirtschaftsmacht der Welt aus der gemeinsam verabredeten Klimaschutzpolitik verabschiedet, ist das natürlich eine hervorragende Ausrede für jeden anderen auf dieser Welt, für den die Umsetzung dieser Ziele auch eine große und schwere Anstrengung bedeutet, sich eventuell auch zu verabschieden.
domradio.de: Das heißt, Sie befürchten, dass auch andere Staaten den USA folgen, also aussteigen aus den Weltklimazielen, weil sie sich kurzfristig wirtschaftliche Vorteile erhoffen?
Weiß: Vielleicht nicht offiziell aussteigen, aber sich bei der Umsetzung der Klimaschutzziele mehr Zeit lassen und eventuell nachlässiger werden.
domradio.de: In der vergangenen Woche war Trump noch beim Papst und hat dessen Umweltenzyklika 'Laudato Si' geschenkt bekommen. Das hat offenbar nichts gebracht, oder?
Weiß: Vielleicht hätte sich Donald Trump das Geschenk auch zu Gemüte führen müssen, sprich die Enzyklika lesen und ernst nehmen. In der Tat: Papst Franziskus steht mit der Umweltenzyklika ganz an der Spitze der Umweltschutzbewegung auf dieser Welt und er nimmt zu Recht die Staaten dieser Welt und auch jeden Einzelnen mit seinem Verhalten in die Pflicht. Es hat natürlich einen merkwürdigen Nachgeschmack: Ein US-Präsident, der bei seiner ersten Auslandsreise darauf besteht, den Papst zu besuchen, und der jetzt genau das Gegenteil von dem macht, was dieser Papst in seiner berühmten Enzyklika fordert.
Das Interview führte Tobias Fricke.