Aufgrund des aktuellen Konflikts hungerten 7,3 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Das Leben Tausender sei durch eine Cholera-Epidemie beispiellosen Ausmaßes in Gefahr, so Turkson an diesem Mittwoch im Vatikan. Eineinhalb Millionen Menschen seien auf der Flucht. Weiter komme es zu systematischen Massakern und Gräueltaten zwischen den ethnischen Gruppen.
Stilles Drama
Franziskus habe geplant, mit einem Besuch im Südsudan die Weltgemeinschaft auf "dieses stille Drama" hinzuweisen und auf eine friedliche Beilegung des Konflikts zu drängen. Da nun für eine solche Reise "die Voraussetzungen nicht gegeben seien", sagte Turkson, wolle der Papst mit einer eigenen Hilfsinitiative seine Nähe zur Bevölkerung bekunden und Ordensgemeinschaften und internationale Hilfsorganisationen ermutigen.
Demnach unterstützt der Papst mit Geldzuwendungen zwei Ordenskrankenhäuser in Wau und Nzara, ein Projekt für Lehrerausbildung und ein Landwirtschaftsprojekt, das 2.500 Familien beim Aufbau einer eigenen Existenz helfen soll.
Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy, sagte bei der Vorstellung, die von den Vereinten Nationen ausgerufenen Hilfsprojekte für den Südsudan seien erst zur Hälfte finanziert. Roy verwies auf das nördlich gelegene Darfur, das schon seit 13 Jahren unter einem Konflikt leide. Der Südsudan dürfe nicht "ein zweites Darfur werden", so der Generalsekretär des vatikanischen Dachverbands nationaler Caritas-Organisationen.
Caritas Südsudan hilft vor Ort
Die 2011 gegründete Caritas Südsudan leiste im laufenden Jahr Hilfe im Umfang von 30 Millionen US-Dollar (27 Millionen Euro), hauptsächlich mit Nahrungsmitteln. Notwendig sei aber vor allem die Sicherung langfristiger Lebensgrundlagen, so Roy. Franziskus stelle für Projekte im Bereich Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft insgesamt 462.000 Dollar (410.000 Euro) bereit. Dies sei zwar nur "ein Tropfen", solle aber als Hebel für weitere internationale Hilfe dienen. Die Staaten müssten "ihre Mission erfüllen, Menschen zu helfen, dass sie nicht an Hunger sterben".
Humanitäre Hilfe und der Friedensprozess seien die Prioritäten im Südsudan, sagte Roy weiter. Dafür sei bei Regierungen weltweit mehr Mobilisierung nötig. Wenn sie eine höhere Aufmerksamkeit für diese Frage spürten, würden sie sich mehr engagieren. "Wir können es nicht den großen Staaten überlassen", sagte der Generalsekretär.
Werbung für Freiwilligeneinsatz
Kardinal Turkson warb auch für Einsätze von Freiwilligen im Südsudan. Medien vermittelten den Eindruck, man könne sich dort nicht aufhalten, ohne dem Tod ins Angesicht zu sehen. "Das ist nicht so", sagte der Kardinal. Wenn Ausländer für eine befristete Zeit Dienste in Gesundheits- und Hilfseinrichtungen übernähmen, wäre dies ein wichtiges Zeichen, dass man im Südsudan leben könne.