"Ich werde meiner Partei empfehlen, die Ehe für alle als Koalitionsbedingung für die Bundestagswahl festzuschreiben", sagte der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".
Nicht nur die FDP, auch SPD, Grüne und Linke wollen die "Ehe für alle". Die CDU/CSU ist in dieser Frage uneins.
"Mit ihren Vorbehalten allein zu Hause"
Für die Liberalen gelte ebenso wie bei SPD und Grünen: "Wenn Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, sollen sie auch gleiche Rechte haben - unabhängig vom Geschlecht", betonte der FDP-Chef.
CDU und CSU seien in der Diskussion über die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare "mit ihren Vorbehalten gegenüber einer gesellschaftspolitischen Realität allein zu Hause".
"Ein unglaublich wichtiges Anliegen"
Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) appellierte unterdessen an die Union, sich für die "Ehe für alle" zu öffnen. Den Sozialdemokraten sei die "völlige Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Lebenspartnerschaften ein unglaublich wichtiges Anliegen", sagte sie den Zeitungen der Essener Funke Medien Gruppe (Samstag).
Es sei unverständlich, dass die CDU das Projekt blockiere.
Schulz: Koalitionsvertrag nur mit "Ehe für alle"
"Ich werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem die 'Ehe für alle' nicht verankert ist", sagte Parteichef Martin Schulz am Sonntag beim Parteitag in Dortmund. Die SPD werde dies in einer Regierung durchsetzen, so Schulz.
Die Grünen hatten am vergangenen Wochenende die "Ehe für alle" als Bedingung für eine Koalition beschlossen. Auch die FDP erklärte, dies in einer Regierung einführen zu wollen. Die SPD will auf dem außerordentlichen Parteitag in Dortmund ihr Wahlprogramm verabschieden. Der Leitantrag des Parteivorstands spricht sich für die Öffnung der Ehe auch für homosexuelle Paare aus. Dort ist von einer Vorbedingung für Koalitionsverhandlungen nicht die Rede.
Kirche gegen "Ehe für alle"
Demgegenüber stellen die zunehmenden Rufe nach einer "Ehe für alle" aus Sicht des Berliner Erzbischofs Heiner Koch einen Bruch mit einem Jahrhunderte alten Eheverständnis dar. Eine Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare würde eine qualitative Neuausrichtung des Begriffs Ehe bedeuten, sagte Koch am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Er betonte, die Position der Bischöfe sei "keinesfalls homophob motiviert". Eine Unterscheidung zwischen Ehe und einem Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Paare bedeute keine Diskriminierung; ganz im Gegenteil werde so "der Unterschiedlichkeit der Lebensformen adäquat Rechnung getragen". Der Erzbischof leitet die Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz.
Seit 2001 können homosexuelle Paare in Deutschland eine eingetragene Partnerschaft eingehen. Sie ist der Ehe nicht vollständig gleichgestellt.