Kölner Generalvikar begründet das "Nein" zur "Ehe für alle"

Warum ist die katholische Kirche dagegen?

Die Frage nach der "Ehe für alle" erhitzt die Gemüter. Im Interview erklärt Generalvikar Dominik Meiering, warum die katholische Kirche an der klassischen Ehelehre festhält, die eine Grundlage für unsere Gesellschaft sei.

Neues Familienbild / © Julia Rathcke (KNA)
Neues Familienbild / © Julia Rathcke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum ist das Thema "Ehe für alle" keine Option für die Katholische Kirche?

Generalvikar Dominik Meiering: Es ist die alte klassische Ehelehre, die seit ewigen Zeiten von der Katholischen Kirche vertreten wird. Ehe, das ist die Gemeinschaft von Mann und Frau - das steht auch so in der Heiligen Schrift - die sind füreinander und aufeinander hin geschaffen. Und sie sollen fruchtbar sein. 

Das heißt, das Ganze ist darauf angelegt, dass es in der Liebe wächst und dass aus der Liebe heraus die Kinder erwachsen. Mann, Frau, Kinder, Familie, Ehe - das ist ein Konzept, das uns in der Heiligen Schrift vorgestellt wird und das wir eigentlich seit Jahrhunderten immer gelebt haben und auch weiterhin so leben werden.

DOMRADIO.DE: Das Thema erhitzt die Gemüter. Ganz Deutschland scheint in diesen Tagen kein anderes Thema zu kennen. Nun betrifft die "Ehe für alle" maximal zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Wie erklären Sie sich, dass dieses Thema jetzt so hochkocht?

Meiering: Ich glaube, da muss man sich nicht wundern. Wenn genügend Zeit da wäre, das Thema zu diskutieren, dass es wirklich in die Herzen und in die Hirne der Menschen kommt, dass man sich orientieren kann, dass ein vernünftiger politischer Meinungsbildungsprozess abläuft, dann würde das wahrscheinlich nicht so passieren.

Fakt ist: Hier gibt es ein kleines Manöver, ein Husarenstück, innerhalb von wenigen Tagen dieses Thema durch den Bundestag bringen zu wollen. Und ich glaube, es gibt viele Menschen, die Sorge haben, dass die Parlamentarier ausreichend vorbereitet sind, sich ausreichend orientiert haben, um hier eine gute Entscheidung fällen zu können.

DOMRADIO.DE: Wir leben in einem säkularen Staat - Staat und Kirche sind getrennt. Warum kann die Kirche nicht ganz gelassen bleiben und sagen: Okay, da gibt es die staatliche Ehe, die vor dem Standesamt geschlossen wird und dann gibt es die christlich-katholische Ehe, die Ehe als Sakrament, die in der Kirche geschlossen wird, und das können zwei ganz verschiedene Dinge sein?

Meiering: Absolut. Deshalb sind wir auch gelassen. Aber natürlich ist es einfacher, wenn klar ist, was mit Ehe gemeint ist, wenn das einheitlich gehandhabt wird. 

Das andere ist: Es stellt sich, glaube ich, schon die Frage, inwieweit das, was wir "conditio humana" - Menschsein - nennen, hier nicht auch in unserer Verfassung und unserer Rechtssprechung auftauchen sollte. Ich glaube, die Väter des Grundgesetzes haben damals, als sie von Mann und Frau und Schutz der Ehe und der Familie gesprochen haben, eine jahrhundertealte Erfahrung ins Wort gebracht und in den Gesetzestext gegossen, der deutlich machen sollte: Wir brauchen eine Grundlage für unsere Gesellschaft.

Und hier in dieser natürlichen Grundlage, wenn Mann und Frau beieinander sind, dann entsteht daraus Leben. Aus dieser Grundlage heraus wollen wir versuchen die Ehe, die Familie als Keimzelle der Gesellschaft und als Ordnungsprinzip unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt zu setzen. Ich glaube, das ist jetzt die Herausforderung, dass Menschen viel Angst haben, dass das kippen könnte.

Das Gespäch führte Johannes Schröer.

"Ehe für alle" in Deutschland

Seit dem 1. Oktober 2017 dürfen schwule und lesbische Paare in Deutschland heiraten. Mit der "Ehe für alle" können gleichgeschlechtliche Paare, für die bislang nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft möglich war, dann auch gemeinsam Kinder adoptieren. Die Öffnung für die "Ehe für alle" hatte der Bundestag am 30. Juni mit einer deutlichen Mehrheit beschlossen. Den Bundesrat passierte das Gesetz eine Woche später.

Ehe für alle / © Jörg Sarbach (dpa)
Ehe für alle / © Jörg Sarbach ( dpa )
Quelle:
DR
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