Noch immer erinnern täglich um 15.00 Uhr die Kirchenglocken im Erzbistum Köln an den verstorbenen Alterzbischof Joachim Kardinal Meisner. Am Samstag, zehn Tage nach dem Tod des Kardinals, findet seine Beisetzung in der Bischofsgruft des Kölner Doms statt - gegenüber seinem Vor-Vorgänger Kardinal Josef Frings. Zu den Trauerfeierlichkeiten werden zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft sowie tausende Gläubige erwartet.
Die Zeremonien beginnen am Samstag um 9.15 Uhr mit einer Prozession von der Kirche Sankt Gereon, bei der Meisners Sarg in den Dom überführt wird. Vom vergangenen Freitag an war der Kardinal drei Tage lang in der Kirche aufgebahrt, zu deren Gemeinde das Erzbischöfliche Haus gehört.
Prozession von Sankt Gereon zum Dom
Die Prozession wird geprägt von unterschiedlichen Gruppen mit ihren vielfältigen liturgischen Gewändern und Uniformen. Angeführt wird sie von Ministranten, dann folgen Fahnenträger von Vereinen und Verbänden sowie Seminaristen, Diakone, Priester, das Domkapitel und Bischöfe. Vor dem Sarg geht Meisners Nachfolger, Rainer Maria Kardinal Woelki. Der Leichenwagen wird von den Maltesern, Grabesrittern und Mitarbeitern der Dombauhütte begleitet. Hinter dem Leichenwagen gehen zwei der engsten Mitarbeiter Meisners.
Wie es der Brauch vorsieht, wird Meisners Bischofsstab mit der Krümme nach unten getragen - zum Zeichen, dass sein Inhaber nicht mehr lebt. Das übernimmt Meisners letzter Geheimsekretär, Pfarrer Oliver Boss (42). Sein langjähriger Fahrer Roman Dolecki trägt eine Mitra des Erzbischofs in Händen. Es folgen Meisners Familienangehörige und Vertreter aus Politik und Gesellschaft.
Mit Bischofsring und Pallium
Der Verstorbene ist im violetten Messgewand in einen schlichten Sarg aus Eiche gelegt worden. Er trägt seinen Bischofsring und auch das Pallium ist beigefügt - ein weißes Band aus Schafswolle als Zeichen der erzbischöflichen Würde. Auch eine Mitra wurde mit in den Sarg gelegt.
Das Brustkreuz, das der Kardinal selbst für die Bestattung bestimmt hat, ist ein schlichtes Holzkreuz, in das ein Kreuz aus Nephrit, einer Mineralie aus seiner Heimat, eingearbeitet ist. In den Sarg wurden außerdem Kopien der Urkunden von seiner Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe. Diese verwahrte Meisner Zeit seines Lebens in einem Kästchen, das er "seine Bundeslade" nannte und von der er oft erzählte.
Langjähriger Freund Meisners hält Predigt
Kardinal Woelki wird das um 10.00 Uhr beginnende Requiem und die Beisetzung leiten. Die Predigt hält der langjährige Freund Meisners, Kardinal Peter Erdö aus Esztergom-Budapest, der auch die Liturgie mitfeiern wird. Weitere Konzelebranten sind unter anderen der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.
Aus dem Vatikan haben sich der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und Kurienerzbischof Georg Gänswein angekündigt. Ebenso kommen der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka, der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich, der Münchner Alterzbischof Kardinal Friedrich Wetter, der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Alterzbischof Robert Zollitsch, sowie der rheinische Präses Manfred Rekowski und Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
Letzte Ruhestätte in der Gruft
Die musikalische Gestaltung übernehmen der Mädchenchor, der Domchor, die Domkantorei und das Vokalensemble Kölner Dom. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen werden die Lieder "Adeste fideles" und "Segne du Maria" sowie Teile von Mozarts Krönungsmesse vorgetragen. In der Bischofsgruft tragen Tuffsteinplatten die Namen, Daten und Wappen der zehn hier beigesetzten Bischöfe, vom 83. Kölner Erzbischof Ferdinand August von Spiegel (1764-1835) bis zu Kardinal Joseph Höffner (1906-1987). Meisner wird seine letzte Ruhestätte gegenüber dem populären Kardinal Josef Frings (1887-1978) finden. Damit sind noch fünf Liegeplätze in der Gruft frei.
Kölner Dom für Gläubige zugänglich
Der Dom wird um 8.30 Uhr geöffnet und ist - bis auf einige reservierte Bänke - frei zugänglich. Er bietet Sitzplätze für bis zu 1.200 Besucher, mit zusätzlichen Stühlen bis zu 2.000. Das Domkapitel rechnet mit einem ähnlichen Ansturm wie zu Heiligabend oder Ostern, wo meist etwa 3.500 bis 4.000 Menschen kommen. Der Gottesdienst ist per Lautsprecher vor dem Hauptportal mitzuverfolgen; eine Außenübertragung per Leinwand ist nicht vorgesehen. domradio.de überträgt live. Am Dom wird es die üblichen Sicherheits- und Taschenkontrollen geben.
Die Verantwortlichen rechnen auch mit vielen Teilnehmern aus Osteuropa und Ostdeutschland, wohin der aus Schlesien stammende Meisner zeitlebens eine enge Verbindung hatte. So macht sich etwa eine Gruppe aus Hundeshagen im thüringischen Eichsfeld per Bus auf den Weg nach Köln. Meisner wuchs nach der Vertreibung im Eichsfeld auf. Einwohner von Hundeshagen finanzierten sein Theologiestudium mit. Die 1.200-Einwohner-Gemeinde hat seit 2014 einen Kardinal-Meisner-Platz.
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