Rund um die Uhr – 24 Stunden – sieben Tage die Woche – 52 Wochen im Jahr. Also ununterbrochen kann jeder ins Kölner Maternushaus gehen und das Allerheiligste – die Gaben von Brot und Wein, in denen Christus nach kirchlicher Lehre wahrhaft und dauerhaft gegenwärtig ist – in der Kapelle im Kölner Maternushaus anbeten. Ins Leben gerufen hat die ewige Anbetung der verstorbene Joachim Kardinal Meisner.
domradio.de: Sie betreuen die ewige Anbetung, gehen Sie jeden Tag in die Kapelle?
Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle 'Berufe der Kirche'): Ich schaue schon jeden Tag nach dem Rechten. Meine Gebetszeiten richte ich danach, wie es mir zeitlich möglich ist. Aber es gibt ja zum Glück auch eine ganze Reihe Beterinnen und Beter, die jeweils eine Zeit übernehmen oder einfach auch ohne jede Verpflichtung dort hinkommen und beten und damit diese Anbetung am Leben halten.
domradio.de: Irgendwann muss man da ja auch mal putzen?
Pfarrer Regamy: Montag zwischen acht und neun Uhr ist tatsächlich das Beten unterbrochen, da tauschen wir mal Kerzen aus oder reinigen die Kapelle. Aber sonst kann man auch nachts um zwei Uhr kommen.
domradio.de: Kardinal Meisner hat das Projekt ins Leben gerufen und war auch selber immer da?
Pfarrer Regamy: Wenn er in Köln war und nicht unterwegs, dann konnte man sich darauf verlassen, dass man ihn dort immer zur selben Zeit antrifft. Danach ging er in den Erzbischöflichen Garten spazieren. Das waren immer die gleichen Abläufe, die er so hatte.
domradio.de: Warum war für Kardinal Meisner die Anbetung des Allerheiligsten so bedeutsam?
Pfarrer Regamy: Er selbst hat aus dieser Anbetung heraus gelebt. Das muss man einfach sagen. Das war seine Kraftquelle und Inspirationsquelle. Deshalb hat er immer diese Begegnung mit dem Herrn in dem Sakrament des Altars gesucht. Andererseits war er auch fest davon überzeugt, dass wir als Bistum die Verantwortung und die Verpflichtung haben, Menschen bei dieser Begegnung zu unterstützen. Ihm war es wichtig, dass diese Begegnung nicht an eine Zeit gebunden war.
domradio.de: Wer kommt da so hin?
Pfarrer Regamy: Verschiedene Menschen. Es kommen Menschen aus dem Erzbistum, aber auch überall aus der Umgebung, die extra anreisen. Es gibt auch viele Menschen, die in der Stadt sind und wissen, dass es die Anbetung gibt, und die sich dann kurzfristig die Zeit nehmen und dort in Ruhe beten gehen.
domradio.de: Gibt es auch wiederkehrende Beterinnen und Beter?
Pfarrer Regamy: Zum Glück. Wir haben eine offizielle Liste von Beterinnen und Betern, die sich bereiterklärt haben, eine Stunde fest zu übernehmen. Wir sind sehr froh, dass es Menschen gibt, die als Patin und Pate kommen. Diese Dame oder dieser Herr sind zuverlässig zu einer festen Stunde dort und beten. Wenn Sie krank sind natürlich nicht.
domradio.de: Aber es ist nicht so, dass da 24 Stunden am Tag jemand ist?
Pfarrer Regamy: Das ist unser Ziel, aber wir müssen auch feststellen, dass wir während der Woche die Nachtstunden besetzen können. Da werben wir zwar, aber das geht aus verschiedenen Gründen nicht. Wir hätten das aber sehr gerne.
domradio.de: Warum sind eigentlich Sie dafür zuständig?
Pfarrer Regamy: Als Kardinal Woelki mir die Verantwortung für das Berufungspastoral im Erzbistum Köln übertragen hat, da fand er es wichtig, dass ich die Aufgabe nicht nur mit dem Tun erfülle, sondern auch mit meinen eigenen Gebeten trage. Da war es naheliegend, wenn es einen Ort gibt, an dem durchgehend gebetet wird, diese Kapelle zu nutzen.
domradio.de: Man hört, dass Menschen darüber sprechen, dass das Projekt ausläuft, jetzt, wo Kardinal Meisner gestorben ist. Stimmt das?
Pfarrer Regamy: Da kann ich nur sagen: Das sind nur Gerüchte. Kardinal Woelki hat dieses Projekt von Anfang an auch als einen wertvollen Beitrag für die geistliche Dimension im Erzbistum gesehen. Deshalb habe ich da auch überall grünes Licht bekommen, wenn es um diese Kapelle geht. Ich weiß nicht, wie dieses Gerücht entstanden ist, aber das kann ich dementieren.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.