Internationale Konferenz zum Kampf gegen Aids tagt in Paris

Ein Wunder?

Ein Mädchen in Südafrika ist seit ihrer Geburt an AIDS erkrankt, zeigt aber keine Symptome des Virus. Der Fall wurde auf der internationalen Konferenz zum Kampf gegen Aids in Paris vorgestellt.

Schleife der Solidarität mit HIV-positiven Menschen / © Arne Dedert (dpa)
Schleife der Solidarität mit HIV-positiven Menschen / © Arne Dedert ( dpa )

domradio.de: Ein Mädchen hat den HI-Virus, aber keine Krankheitsanzeichen. Es gibt ein paar solcher Fälle, bei denen die Symptome nicht fortschreiten. Kann man von einem Wunder sprechen?

Stefan Hippler (AIDS-Aktivist und katholischer Pfarrer in Südafrika): Ich würde nicht von einem Wunder reden. Es ist natürlich wunderbar, dass  es immer wieder Fälle gibt, in denen der HI-Virus nicht gewinnt, aber es gibt mehrere Fälle, in denen Menschen über Monate und Jahre hinweg den HI-Virus nicht weiter verspüren. Es gibt ein französisches Kind, das seit elf Jahren sozusagen in Remission ist und bei dem der Virus nicht gewinnt. Das heißt, es gibt einige solcher Fälle, aber niemand weiß, warum das so ist.

domradio.de: Das Mädchen hat direkt nach der Geburt Medikamente gegen den Virus bekommen. Aber seit acht ihrer neun Lebensjahre bekommt sie keine mehr. Kann man da jetzt schon von einer Heilung sprechen?

Hippler: Nein, das ist keine Heilung. Gestern war ich bei einem Vortrag des Studienleiters, bei dem auch dieses Mädchen untergekommen ist. Auch er spricht von Remission. Das bedeutet: Es gibt noch HIV-Partikel im Blut des Mädchens, aber es benötigt dagegen keine Medikamente.

domradio.de: Auf welchem Stand ist denn zurzeit die Forschung zur AIDS-Bekämpfung?

Hippler: Es geht nicht um Heilung. Die ist weit entfernt. Es geht darum, die Krankheit in den Griff zu bekommen und die Auswirkungen so niedrig zu halten, dass Menschen, die infiziert sind, diese Infektionen nicht weitergeben können und natürlich auch nicht jeden Tag Medikamente nehmen müssen.

domradio.de: Sie nehmen auch an der Konferenz in Paris teil. Was steht dort auf Ihrer Agenda?

Hippler: Ich arbeite im Bereich "HIV und Kinder" und werde mir dazu noch einige Vorträge anhören. Denn in dem Forschungsfeld passieren ganz spannende Dinge. Es geht darum, insbesondere die Medikamentenlast zu verringern. Das heißt, es geht um die Frage, ob man durch Implantate oder Injektionen nur noch etwa einmal im Monat oder einmal im halben Jahr zum Arzt muss, um medikamentös aufgeladen zu werden.

domradio.de: Die USA wurden in Paris schon für ihre Einsparungen bei der AIDS-Bekämpfung gerügt. Was erhoffen Sie sich von der AIDS-Konferenz in Paris an politischen Signalen?

Hippler: Es geht darum zu zeigen, dass HIV noch lange nicht besiegt ist. Jedes Jahr infizieren sich zum Beispiel noch 180.000 Kinder mit HIV. Wir haben 33 Millionen Menschen, von denen die Hälfte - oder fast die Hälfte - nicht in Behandlung ist. Das heißt, es ist noch viel zu tun. Angesichts der aktuellen amerikanischen Politik muss man Sorge haben, weil überall an der falschen Stelle eingespart wird.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Pfarrer Stefan Hippler / © HOPE Cape Town Trust
Pfarrer Stefan Hippler / © HOPE Cape Town Trust
Quelle:
DR