Mit dem wiedererstarkenden Nationalismus in verschiedenen Staaten verband der Chefdiplomat des Papstes die Gefahr einer "Katastrophe", sagte Kardinalstaatssekretär Parolin der italienischen Tageszeitung "Il Sole 24 Ore". Ende August will Parolin zu Gesprächen nach Moskau reisen.
Osteuropa sei nicht nur durch seine Randlage wichtig, sondern auch aufgrund seiner historischen Rolle. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe bei seiner Vision eines Europa vom Atlantik bis zum Ural nicht an einen "westlichen Expansionismus" gedacht, sondern an ein geeinteres Gefüge des ganzen Kontinents, so Parolin.
"Russland und westliche Länder keine zwei Welten"
Der Kardinal äußerte sich besorgt, dass derzeit oft die Unterschiede zwischen westlichen Ländern und Russland hervorgehoben würden, "als wären es zwei unterschiedliche Welten" mit je eigenen Werten und sogar Rechtsvorstellungen, die es dem anderen überzustülpen gelte.
Die Herausforderung sei, zu einem besseren gegenseitigen Verständnis der vermeintlich entgegengesetzten Pole beizutragen. "Das Bemühen, sich gegenseitig zu verstehen, bedeutet nicht, dass einer der Position des anderen nachgibt", sagte Parolin.
Die Aufmerksamkeit des Heiligen Stuhls für Osteuropa habe "auch in den dunkelsten Jahren" nie nachgelassen, betonte Parolin weiter. Als Kardinalstaatssekretär hatte er 2015 bereits Weißrussland besucht, 2016 reiste er in die Ukraine.