Russlands orthodoxe Kirche gewinnt den vom Westen und Moskau gegenseitig verhängten Wirtschaftssanktionen gute Seiten ab. Es sei besser, Obst und Gemüse selbst anzubauen, sagte der Außenamtschefs des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax am Montag in seiner wöchentlichen TV-Sendung. "Wenn wir es vor den Sanktionen noch nicht gelernt haben, haben wir jetzt die großartige Chance, selbst frische, leckere und gesunde Lebensmittel herzustellen."
Ein wichtiger Vorteil heimischer Lebensmittel sei zudem, dass bei ihnen keine solche Gefahr bestehe, dass sie verderben wie Produkte aus weit entfernten Ländern, die nach Russland transportiert werden müssten, so Hilarion. Die Abhängigkeit von ausländischen Partnern sei ein "Fehler, den wir korrigieren müssen".
"Würde es keine Sanktionen geben, müsste man sie erfinden"
Auch der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hatte bereits Gutes in den Handelseinschränkungen gesehen. "Würde es keine Sanktionen geben, müsste man sie erfinden", sagte er im Herbst 2015. Die Kirche stützt mit ihrer Haltung den Kurs von Staatspräsident Wladimir Putin.
Die EU verlängerte Ende Juni ihre Strafmaßnahmen gegen Moskau wegen der unzureichenden Fortschritte im Friedensprozess für die Ukraine bis Ende Januar 2018. Sie richten sich unter anderem gegen russische Staatsbanken, den Im- und Export von Rüstungsgütern sowie die russische Öl- und Gasindustrie.
Die EU hatte die Wirtschaftssanktionen nach Beginn der Ukraine-Krise 2014 verhängt. Putin erließ im Gegenzug in Russland ein Importverbot für Agrarprodukte aus der EU, den USA und weiteren westlichen Ländern. Es wurde zuletzt bis Ende 2018 verlängert. Die USA verschärften ihre Sanktionen gegen Russland Ende Juni.