Wer Papst Franziskus zur Urlaubszeit im Vatikan besucht, erlebt in diesem Jahr eine kleine Überraschung: Der Pontifex hat im Juli an seiner Zimmertür im Vatikangästehaus Santa Marta ein Verbotsschild angebracht. "VIETATO LAMENTARSI" ("Beklagen verboten") ist fettgedruckt in weißen Lettern auf warnend rotem Grund zu lesen.
Die nicht ganz ernst gemeinte Hinweistafel ist das Geschenk eines italienischen Psychologen, der den Papst im Juni auf dem Petersplatz getroffen hatte.
Franziskus und Benedikt bleiben im Vatikan
Urlaub heißt für Franziskus nicht wegzufahren. Das war schon seine Devise, als er noch Erzbischof von Buenos Aires war. Laut eigener Aussage machte er zuletzt 1975 Urlaub außerhalb von Buenos Aires, mit der jesuitischen Gemeinschaft. Seitdem bleibt er daheim. So verbringt er auch in diesem Jahr - Wasserknappheit und römischer Rekordhitze zum Trotz - den Juli und August nicht im kühleren Castelgandolfo, das die Päpste stets gern als Sommersitz aufsuchten. Er bleibt im Vatikan.
Gleiches gilt für seinen Amtsvorgänger Benedikt XVI. Der emeritierte Papst schätzte den päpstlichen Sommersitz sehr und war auch in den Jahren nach seinem Amtsverzicht immer wieder mit Erlaubnis von Franziskus für einige Sommertage dort. Doch damit ist es vorbei, seit der argentinische Papst die Sommerresidenz 2016 zum Museum erklärte.
Wer die nun öffentlich zugänglichen Papstgemächer in Castelgandolfo besucht, kann sich schon vorstellen, dass Benedikt den Schreibtisch mit Bayernfahne in seinem dortigen Studierzimmer vermissen könnte.
Ebenso den wundervollen Blick auf die Albaner Berge und den großen See bei Castelgandolfo. Und bei der in diesem Sommer wirklich extrem schwülen römischen Luft wohl auch den frischen Wind, der am früheren Sommersitz der Päpste üblicherweise weht.
Klimaanlage sorgt für Abkühlung
Doch auch in dem früheren Kloster in den vatikanischen Gärten, das der 90-Jährige seit seinem Amtsverzicht 2013 bewohnt, ist für Abkühlung gesorgt. "Hier im Monastero Mater Ecclesiae fühlt er sich pudelwohl. Natürlich haben wir eine Klimaanlage, sonst wäre es unerträglich. Er hat seinen festen Tagesplan und ist guter Dinge", berichtet Benedikts Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Selbstverständlich, so heißt es aus Vatikankreisen, hat auch Papst Franziskus im Gästehaus Santa Marta eine Klimaanlage. Ansonsten durchdringen die dicken Mauern des Vatikan nur spärlich Informationen dazu, wie der Papst die Sommerzeit im Vatikan verbringt - zumindest auf offiziellem Weg.
Das Presseamt informierte ausschließlich über das eingeschränkte Sommerprogramm: Im Juli entfielen die mittwöchlichen Generalaudienzen, im August nahm Franziskus sie wieder auf. Keine Sommerpause hingegen beim Angelus-Gebet an Sonn- und Feiertagen, das er vom Fenster auf dem Petersplatz spricht.
Zeit für ärztliche Behandlung?
Italienische Medien wollen dennoch wissen, wozu Franziskus seine Urlaubspause genutzt habe: zur Behandlung seines Hüftleidens. Im Juli habe sich der 80-Jährige auf ärztliches Anraten zweimal pro Woche behandeln lassen. Massagen und Spritzen sollten die Schmerzen in den Beinen des Papstes lindern, war zu lesen. Aus Sicht der Franziskus-Biografin und Vatikan-Korrespondentin der argentinischen Tageszeitung "La Nacion" Elisabetta Pique könnte da durchaus etwas dran sein.
Der Ischias-Nerv sei ein altbekanntes Leiden Bergoglios, das er schon immer behandelt habe und das ihm heute keine "großen Sorgen" bereite, sagt sie der KNA. "Nach allem, was ich weiß, erfreut er sich bester Gesundheit. Das können auch alle bei seinen Generalaudienzen sehen."
Rhythmusänderung und mehr Schlaf
Wie er seinen Urlaub daheim im Vatikan sonst so gestaltet, darauf hat Franziskus übrigens im August 2014 auf dem Rückflug seiner Korea-Reise selbst geantwortet: "Ich ändere den Rhythmus. Ich schlafe mehr, lese die Dinge, die mir gefallen, höre Musik, bete mehr... Und das ist meine Erholung."
Auf der Lektüreliste des Papstes standen diesen Sommer möglicherweise auch Redetexte zu Kolumbien. Der Papst besucht das südamerikanische Land Anfang September, um den noch jungen Friedensprozess dort weiter zu unterstützen. Seine mehrtägige Reise führt ihn in Hauptstadt Bogota sowie die Städte Villavicencio, Medellin und Cartagena.
Erholung kann er vorher also gebrauchen. Und möglicherweise hat er auch dafür das "Beklagen verboten"-Schild an die Tür gehängt.