Am Sonntag haben in der katalanischen Hauptstadt Hunderte Menschen an einem Gottesdienst "für den Frieden" teilgenommen. Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia, Ministerpräsident Mariano Rajoy, mehrere weitere Spitzenpolitiker, aber auch Opfer-Angehörige kamen in der Basilika Sagrada Familia zusammen.
Drei Tage nach den Anschlägen mit mindestens 14 Toten begann Barcelonas Kardinal Juan Jose Omella seine Predigt mit einer Botschaft des Papstes: Franziskus habe ihn vor der Messe auf dem Handy angerufen, um in diesen "schmerzhaften Momenten" ganz persönlich seine Nähe zu bekunden. "Ich bete für euch, betet für mich", zitierte Omella das Kirchenoberhaupt. Der Kardinal appellierte an die Einigkeit der spanischen Gesellschaft: "Einigkeit macht uns stark, Spaltung zerstört uns." Der Trauergottesdienst sei ein starkes Zeichen gegen Gewalt und Terror.
Sagrada Familia mutmaßliches Ziel
Während die Besucher in der Sagrada Familia den Worten Omellas folgten, verdichteten sich laut spanischen Medienberichten die Hinweise, dass die weltberühmte Kirche das eigentliche Ziel der Terroristen gewesen sein könnte. Demnach gehen Ermittler inzwischen davon aus, dass die aus rund einem Dutzend Personen bestehende katalanische Islamistenzelle mehrere Lieferwagen mit Sprengstoff beladen wollte. Dieser "Plan A" habe vorgesehen, die Fahrzeuge an mehreren Stellen in Barcelona zur Explosion zu bringen. Mutmaßliches Hauptziel: die Sagrada Familia - Wahrzeichen der Stadt und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen des Landes.
Doch der ursprüngliche Plan der Terroristen, so heißt es, sei durch eine Explosion in einem Haus in Alcanar mit mehreren Toten zunichtegemacht worden. In dem 200 Kilometer südlich von Barcelona gelegenen Ort wurde offenbar an Sprengsätzen gearbeitet. Dabei kam möglicherweise auch der Anführer der Terrorgruppe ums Leben. Die Ermittler konzentrieren sich in diesem Zusammenhang Berichten zufolge auf einen islamischen Geistlichen. Dieser werde verdächtigt, maßgeblich zur Radikalisierung der Zelle beigetragen zu haben. Am Samstag durchsuchten Polizisten die Unterkunft des Predigers in der Stadt Ripoll nahe Barcelona. Dabei seien DNA-Proben sichergestellt worden.
IS bekennt sich zu Anschlägen
Derweil reklamierte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Anschläge in Spanien in einer am Wochenende im Internet verbreiteten Erklärung für sich. "Im Vertrauen auf Allah" hätten verdeckte Einheiten in Barcelona und Cambrils "Kreuzzügler und Juden" getötet und bestraft, hieß es in einer deutschsprachigen Fassung des Schreibens. "Die gesegnete Schlacht führte zur Tötung und Verwundung von über 120 Untertanen der Kreuzzügler-Koalition", erklärte der IS weiter.
Am Donnerstag war ein Lieferwagen in eine Menschenmenge in Barcelona gerast. Offiziellen Angaben zufolge kamen dabei mindestens 13 Menschen ums Leben, mehr als 100 wurden verletzt. Stunden später ereignete sich ein weiterer Anschlag im Badeort Cambrils. Die Polizei erschoss fünf mutmaßliche Terroristen. Mittlerweile liegen nach Angaben der katalanischen Notfalldienste noch mehr als 50 Terroropfer verletzt im Krankenhaus - zwölf von ihnen seien in kritischem Zustand.