Chiles Präsidentin Michelle Bachelet hat kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit eine Gesetzesinitiative für die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Ehen eingebracht. Die Staatschefin unterzeichnete am Dienstag (Ortszeit) ein entsprechendes Gesetz, das in der kommenden Woche vom Kongress beraten werden soll, wie die Tageszeitung "La Tercera" berichtet. Mit dem Gesetz soll gleichgeschlechtlichen Paaren auch die Adoption von Kindern ermöglicht werden. Zudem ist die Angleichung des Erbrechts geplant.
Nicht allen Menschen die gleichen Rechte, egal welchen Geschlechts, welcher Nationalität und welcher sexuellen Orientierung, zu gewähren, sei unentschuldbar, sagte Bachelet bei Unterzeichnung des Gesetzes: "Es kann nicht sein, dass Vorurteile mehr als Liebe zählen." Bereits 2015 waren gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Chile anerkannt worden, die aber der Ehe zwischen Mann und Frau nicht gleichgestellt wurden.
Kritik am Vorhaben der Präsidentin
Der konservative Ex-Präsident Sebastián Piñera betonte, dass er sich gegen das Gesetz stellen werde. Es solle keine Diskriminierung geben, sagte er. Aber die Ehe müsse als Institution respektiert werden, die für den Erhalt der Menschheit stehe, betonte Piñera, der bei den Präsidentschaftswahlen im November antritt und derzeit die Umfragen anführt. In Lateinamerika ist die Homo-Ehe nur in Argentinien, Brasilien, Uruguay, Kolumbien und in den meisten Bundesstaaten Mexikos gesetzlich erlaubt.
Das katholische Chile gilt als eines der konservativsten Länder Lateinamerikas. Erst vor wenigen Tagen waren Abtreibungen unter streng geregelten Voraussetzungen entkriminalisiert worden. Bachelet brachte während ihrer Präsidentschaft eine Reihe von liberalen Reformen auf dem Weg. Die Sozialistin stellt sich bei Präsidentschaftswahl im November nicht zur Wiederwahl.