Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einem Anwachsen von nationalen Egoismen und Populismus gewarnt. "Im Augenblick erleben wir eine starke Bewegung in der internationalen Politik, das verstärkte Eintreten der Großen für ihre eigenen nationalen Interessen. Das Weltgemeinwohl ist nicht mehr so stark im Blick", sagte der Erzbischof in der Päpstlichen Katholischen Universität in Ecuadors Hauptstadt Quito, wie das Erzbistum München und Freising am Montag mitteilte. Es brauche aber den Aufbau einer weltweiten Rahmenordnung, um "den politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen zu begegnen".
"Ganzheitliche Fortschrittsidee" nötig
In seinem Vortrag wies Marx laut Mitteilung darauf hin, dass die soziale und die ökologische Krise sich gegenseitig bedingten und nur zusammen gelöst werden könnten. Dafür sei eine "ganzheitliche Fortschrittsidee" nötig. Voraussetzung für diese sei, dass es politische Akteure auf nationaler und internationaler Ebene gebe, "die ethisch motiviert sind und diese Ziele im Blick behalten". Marx ergänzte: "Populismus und Nationalismus könnten die politischen Kosten sein, wenn nur noch das Ökonomische im Vordergrund steht."
Auf Basis der päpstlichen Umweltenzyklika "Laudato si"
Es sei daher wichtig, dass sich die Kirche auf Basis der päpstlichen Umweltenzyklika "Laudato si" in die weltweite öffentliche Debatte einmische: "Wer ist ansonsten da, der die Brüderlichkeit aller Menschen deutlich macht?"
Marx bereist mit einer Delegation noch bis 8. September das südamerikanische Ecuador, mit dem das Erzbistum München und Freising eine langjährige Partnerschaft pflegt. Thematisch stehen die Ausbeutung der Bodenschätze und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung im Zentrum.