Dieser christlich-jüdische Dialog habe "Theologie, Katechese und Verkündigung bereichert und zu einem besseren Verständnis des christlichen Glaubens geführt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, laut Manuskript am Sonntag beim Auftakt der Jahrestagung des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ) in Bonn. Der Rat tagt bis Mittwoch in der Bundesstadt; im Zentrum steht die Reformation.
Sich der Vergangenheit gestellt
Die positive Entwicklung sowohl des christlich-jüdischen als auch des ökumenischen Dialogs seien nicht selbstverständlich, fügte der Erzbischof von München und Freising hinzu. Er verwies auf die deutsche Vergangenheit: "Warum sollten Juden Christen die Hand reichen, von denen sie nicht wussten, wie sie sich persönlich zwischen 1933 und 1945 verhalten hatten?" Den "Pionieren der Versöhnung", die genau dies getan hätten, dankte Marx.
Beide Kirchen hätten sich der Vergangenheit gestellt, sagte der Kardinal. Er habe großen Respekt davor, "wie offen und kritisch sich die Evangelische Kirche in Deutschland mit den antijüdischen Schriften Martin Luthers auseinandergesetzt und wie klar und deutlich sie sich von diesen Aussagen distanziert hat." Es sei nicht leicht, sich kritisch mit den eigenen Traditionen zu befassen.
Im Zeichen des Reformationsgedenkens
Zu der Tagung unter dem Titel "Reformieren - Interpretieren - Revidieren. Martin Luther und 500 Jahre Tradition und Reform in Juden- und Christentum" werden Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Im einzelnen geht es um Themen wie Tradition und Reform im Christentum, Judentum, Liturgie und Gebet sowie um die Zukunft jüdisch-christlicher Beziehungen. Die Konferenz wird in Kooperation mit dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der rheinischen Landeskirche veranstaltet.
Tradition und Reform im Christentum
Am Montag hält Marx einen Vortrag: Er und Bischof Munib Younan, für den als Präsidenten des Lutherischen Weltbundes kürzlich ein Nachfolger gewählt worden war, sprechen über Tradition und Reform im Christentum. Weitere Referenten sind der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, der jüdische Philosoph und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik sowie zahlreiche Rabbiner.
Dem 1947 gegründeten ICCJ mit Sitz im hessischen Heppenheim gehören rund 40 nationale christlich-jüdische und internationale Organisationen aus 32 Ländern an.