Beide Religionen seien unwiderruflich aufeinander angewiesen, das Gespräch zwischen ihnen sei in theologischer Hinsicht "nicht Kür, sondern Pflicht", heißt es in einem veröffentlichten Text zum 50. Jahrestag von "Nostra aetate", dem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen.
Eine institutionell verankerte Judenmission kenne die katholische Kirche nicht, schreibt die Päpstliche Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Auch wenn Katholiken im Dialog mit dem Judentum Zeugnis für ihren Glauben an Jesus Christus ablegten, enthielten sie sich jedoch jeder Bemühung, sie aktiv zu bekehren oder zu missionieren.
Dialog noch ausbaufähig
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wertete das Dokument als "Ermutigung, den christlich-jüdischen Dialog mit noch größerem Engagement fortzuführen". Mit der Absage an eine institutionelle Judenmission werde ein Hindernis in den christlich-jüdischen Beziehungen beseitigt. Der Dialog müsse "noch stärker als bislang in der theologischen Ausbildung, im Religionsunterricht und in den Gemeinden verankert" werden, betonte Marx.
Diskriminierungen bekämpfen
Juden und Katholiken müssten sich im Dialog besser kennenlernen und die Schätze ihres gemeinsames geistlichen Erbes entdecken und heben, heißt es in dem Dokument weiter. Sie sollten gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und die Versöhnung der Welt eintreten. Zudem müssten sie alle rassistische Diskriminierung gegenüber Juden und jeden Antisemitismus bekämpfen. Schließlich sollten beide Seiten im karitativen Bereich zur Linderung menschlicher Not zusammenarbeiten, und damit für eine bessere Welt eintreten.
Das Dokument wendet sich gegen die Vorstellung, der Bund Gottes mit dem jüdischen Volk sei aufgekündigt worden und auf die Kirche übergegangen, die das Gottesvolk Israel ersetzt habe. Der Neue Bund sei für Christen nicht die Aufhebung, sondern vielmehr die Erfüllung der Verheißung des Alten Bundes.
Bei dem 17-seitigen Papier handelt sich nach vatikanischen Angaben nicht um eine offizielle Aussage des kirchlichen Lehramtes, sondern um "Überlegungen" der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum.
Geimsame Wege
Kirche und Judentum könnten "nicht als zwei parallele Heilswege" dargestellt werden, heißt es. Aus dem christlichen Bekenntnis, dass es nur einen Heilsweg geben könne, folge in keiner Weise, dass die Juden von Gottes Heil ausgeschlossen seien, weil sie nicht an Jesus Christus als den Messias Israels und den Sohn Gottes glaubten. Vielmehr hätten sie "Anteil an Gottes Heil". Wie dies jedoch "ohne explizites Christusbekenntnis möglich sein kann, ist und bleibt ein abgrundtiefes Geheimnis Gottes", so das Dokument.