Demnach gelten etwa 2,8 Millionen Kinder als armutsgefährdet, 1,5 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2010. Zudem beklagt der Bericht eine wachsende Ungerechtigkeit.
Grund für den Anstieg sei auch der Zuzug von Kindern aus Migrantenfamilien nach Deutschland, heißt es. Um die Chancen dieser Kinder auf Teilhabe zu verbessern, seien gute Ganztagsangebote notwendig, aber auch mehr frühkindliche Bildung und Betreuung. Diese werde auch in Migrantenfamilien besser angenommen. Bei Kindern bis zu drei Jahren sei die Betreuungsquote hier um sieben Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen.
Erwerbstätigkeit beider Elternteile als Armutsschutz
Als weitere Ursache für Armut und Bildungsdefizite nennt der Bericht Väter als Alleinverdiener. Ihre Familien hätten im Monatsdurchschnitt 3.393 Euro netto zur Verfügung. Arbeite die Mutter zusätzlich 15 bis 28 Stunden, habe die Familie 1.000 Euro mehr. Arbeiteten beide Eltern 28 bis 36 Wochenstunden, brächten sie netto durchschnittlich 4.154 Euro heim.
"Der beste Schutz vor Armut ist die Erwerbstätigkeit beider Elternteile", heißt es im Report. Gerade unter Jüngeren wachse zudem die Zustimmung zu partnerschaftlicher Arbeitsteilung.
Ungleiche Chancenverteilung
Die Chancen von Kindern seien nach wie vor ungleich verteilt, sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD). Der Staat erreiche zu viele Kinder mit seinen Angeboten nicht. "Das beste Mittel, um bestehende Ungerechtigkeiten zu beseitigen, ist eine gute, verlässliche und kostenfreie Kinderbetreuung", so Barley, die sich zugleich für einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder aussprach.
Neben Alleinerziehenden, Kinderreichen und berufstätigen Müttern müssten zudem auch Väter stärker unterstützt werden. Ziel müsse es sein, das durchschnittliche Existenzminimum eines Kindes abzusichern.
Umfassende Darstellung
Der Familienreport 2017 stellt die Lebenslagen und Einstellungen von Familien in Deutschland und die Maßnahmen, mit denen Familienpolitik sie unterstützt, umfassend dar. Neben aktuellen statistischen Daten zum Zusammenleben wird die wirtschaftliche Situation von Familien und deren Bedeutung für das Aufwachsen von Kindern beleuchtet.
Unterdessen forderte das Bündnis "Reichtum umverteilen" eine stärkere Besteuerung von Reichtum. Der Zusammenschluss von über 30 bundesweit aktiven zivilgesellschaftlichen Organisationen, Sozialverbänden und Gewerkschaften spricht sich für einen rigorosen steuer- und finanzpolitischen Kurswechsel aus und wirbt dafür mit einer Aktion vor dem Reichstag am Freitagmittag. Zu dem Bündnis gehören unter anderem der Zukunftsforum Familie und der Paritätische Wohlfahrtsverband.