domradio.de: "Kindern eine Stimme geben!" ist das Motto, das das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland dem Weltkindertag gegeben haben. Wie sieht das in der Stadtjugendseelsorge aus? Wo wird Kindern eine Stimme gegeben?
Kristell Köhler (Beauftragte für Jugendpastoral in Köln und im Rhein-Erft-Kreis): In der Stadtjugendseelsorge ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen das Programm in unseren Einrichtungen mitbestimmen. Es geht darum, im Dialog zu sein und auf die Kinder selbst zu hören. Was sind ihre Anliegen, ihre Lebensthemen, ihre Freuden und ihre Sorgen?
domradio.de: Das ist ja ein politisches Motto. Am 24. September ist Bundestagswahl, bei der eben gerade Kinder nicht wählen dürfen. Ist diese Regelung veraltet?
Köhler: In dieser Frage bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite fände ich es gut, wenn wir Kindern mehr Stimme geben – auch im politischen Prozess. Gleichzeitig glaube ich, dass Wählen für den ein oder anderen im jungen Alter auch eine Überforderung sein kann.
Ein Mittelweg wäre gut. Es gibt ja im Moment die Initiative der U18-Wahl, die ein realistisches Stimmungsbild geben und Antwort auf die Frage 'Was würden Kinder und Jugendliche wählen, die noch keine 18 Jahre alt sind?' finden kann.
domradio.de: Bieten Sie Aktionen an, bei denen es darum geht, Kinder und Jugendliche an die Politik heranzuführen?
Köhler: Es gab diesen Sommer –vom BDKJ organisiert– im Jugendpastoralen Zentrum CRUZ einen Polittalk, wo Kandidaten aus den großen Parteien für die Stadt Köln vor Ort waren und mit den Jugendlichen über politische Themen ins Gespräch gekommen sind.
domradio.de: Setzen Kinder und Jugendliche einen anderen Schwerpunkt als Erwachsene?
Köhler: Das würde ich auf jeden Fall sagen. Sie setzen einen Schwerpunkt auf Zukunftsthemen. Sie beschäftigen sich mit Fragen zum Klimawandel, zur Bildungspolitik und Generationengerechtigkeit, mehr noch als die Erwachsenen.
domradio.de: Es gibt bei Wahlen an sich sehr viele ältere Wähler und sehr wenige junge Wähler. Könnte der Wahltag eine Chance sein, diese Themen ins Zentrum zu rücken?
Köhler: Das würde ich mir erhoffen. Ich baue darauf, dass viele Familien in den Dialog miteinander treten und dass Eltern mit ihren Kinder sprechen; Kinder mit ihren Großeltern und dass sie ihre Themen an die Generation weitergeben, die eben wählen darf. Ich hoffe, dass diese Themen ins Gespräch beziehungsweise "in die Stimme" gebracht werden.
domradio.de: Wie sehen Kinder das Thema Gerechtigkeit? Wünschen sie sich da Zusammenarbeit oder schotten sie sich eher ab?
Köhler: Ich glaube, dass viele Kinder und Jugendliche sich Begleiter aus anderen Generationen wünschen, die ihnen verlässliche Partner im Leben sind und mit denen sie ins Gespräch kommen können.
Der Zusammenhalt der Generationen ist für sie wichtig und der Aspekt, dass man von anderen etwas lernt und füreinander da ist - die Älteren für die Jüngeren und die Jüngeren für die Älteren.
Das Gespräch führte Christoph Paul Hartmann.