Nach Angaben des Kinderschutzexperten Hans Zollner arbeitet der Vatikan an einem System, um die Kommunikation mit Missbrauchsopfern zu verbessern. Die Glaubenskongregation sei dabei, "ein Modell zu entwickeln, wie man auf die Anfragen von Missbrauchopfern in zig Sprachen an verschiedene Stellen im Vatikan per Brief und E-Mail reagieren kann", sagte Zollner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag im Interview.
Es brauche mehr als eine "schlichte Eingangsbestätigung", so der Psychologe, der das Kinderschutzzentrum an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom leitet und Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission ist.
Vorwurf der mangelnden Kooperationsbereitschaft
Das Missbrauchsopfer Mary Collins hatte die Kommission im März verlassen und ihren Schritt mit einer mangelnden Kooperationsbereitschaft der vatikanischen Behörden, vor allem der Glaubenskongregation, begründet. Sie kritisierte, der Vatikan habe nicht angemessen auf Schreiben und Anfragen von Missbrauchsopfern reagiert. Ihr Ausscheiden aus dem Gremium sei für alle schmerzhaft gewesen, so Zollner.
Er betonte, die Irin habe nichts gegen die Kommission an sich: "Immerhin war sie seither bei zwei unserer Schulungen für Vatikan-Angestellte anwesend – zuletzt vor zehn Tagen für die neuen Bischöfe."
Päpstliche Kinderschutzkommission
Zur Zukunft der päpstlichen Kinderschutzkommission, deren Arbeitsauftrag nach drei Jahren endet, äußerte sich der Jesuit zuversichtlich. Das Gremium, das diese Woche zum vorläufig letzten Mal im Vatikan tagt, habe "konkrete Ergebnisse erbracht, die wichtig sind für kirchliche Entscheidungsträger weltweit", so Zollners Bilanz. Er gehe davon aus, dass die Arbeit der Kommission fortgesetzt werde.
Ob auch künftig wieder Missbrauchsopfer unter den Mitgliedern seien, werde gerade beraten. Rechtliche Kompetenzen braucht die Kommission aus Zollners Sicht nicht – "die Organe dafür sind bereits da".