Der Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke gehöre "zu den profiliertesten katholischen Denkern unserer Zeit, weit über die Grenzen der deutschen Kirche hinaus", so der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Menke erhält zusammen mit dem in Straßburg lehrenden evangelischen Theologe Theodor Dieter den Joseph-Ratzinger-Preis 2017.
Ein dritter Preis geht an den estnischen Komponisten Arvo Pärt, wie die "Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger - Benedikt XVI." am Dienstag in Rom bekanntgab. Es ist das erste Mal, dass ein Künstler, die seit 2011 vergebene theologische Auszeichnung erhält. Die Verleihung findet am 18. November im Vatikan statt.
Menke veröffentlichte mehrere Bücher zu Ratzinger
Menke werde als "profunder Kenner des Denkens von Joseph Ratzinger" ausgezeichnet, erklärte die Stiftung. Der Dogmatiker, der von 1990 bis zu seiner Emeritierung 2015 in Bonn lehrte, veröffentlichte mehrere Schriften zu Ratzinger - unter anderem die Monografie "Der Leitgedanke Josef Ratzingers" (2008). Papst Franziskus berief ihn im September 2014 in die Internationale Theologenkommission des Vatikan.
Der lutherische Theologe Dieter war unter anderem an der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" 1999 beteiligt, einem zentralen Dokument in der Ökumene zwischen der evangelischen und katholischen Kirche. 2012 nahm er im Beisein von Benedikt XVI. als Vortragender an einer Tagung des Ratzinger-Schülerkreises in Castel Gandolfo teil. Die Nominierung Dieters für den Preis erfolgte laut Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, eigens zum Reformations-Gedenkjahr.
Dritter Preisträger
Der Komponist Arvo Pärt wurde laut Ravasi mit Blick auf den Sinn des emeritierten Papstes für Musik ausgewählt. Benedikt XVI. berief Pärt 2011 als Mitglied in den Päpstlichen Kulturrat, der von Ravasi geleitet wird. Zum 60-jährigen Jubiläum der Priesterweihe Ratzingers 2011 schrieb Pärt eine Vertonung des "Vaterunser" für eine Knabenstimme.
Ebenfalls am Dienstag gab die Ratzinger-Stiftung die Preisträger der erstmals vergebenen Auszeichnung "Razon abierta" ("Offene Vernunft") bekannt. Sie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Universität Francisco de Vitoria in Madrid. Gekürt werden vier wissenschaftliche Publikationen zu Neurobiologie und Ethik sowie Ökologie und Sozialwissenschaften. Die Arbeiten wurden unter 367 eingereichten Veröffentlichungen aus 30 Ländern ausgewählt. Die Verleihung findet am Mittwoch im Vatikan statt.
Weiter kündigte die Stiftung ein Symposium zu Umweltthemen an. Es findet vom 29. November bis 1. Dezember in Costa Rica statt. Im Mittelpunkt stehen die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus und der Schutz Amazoniens.