Politologe hält Woelkis Kritik an Ökumene für wichtig

"Übertünchen nutzt niemandem"

Der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann hat Verständnis für eine kritische Bilanz von Kardinal Woelki zur Ökumene gezeigt. Der Politologe sagte zudem, dass auch das Aussprechen von Differenzen mit dem Islam eher den Dialog fördere.

Symbolbild Ökumene / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Symbolbild Ökumene / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

"Die Punkte, die Woelki angesprochen hat, etwa bei der Ehe und Familie oder bei Bioethik, da haben wir ja, tatsächlich auch in der empirischen Sozialforschung sichtbar, konfessionelle Differenzen", sagte der katholische Publizist am Mittwoch im Interview des Deutschlandfunks.

Der Kölner Erzbischof hat nach Püttmanns Wahrnehmung keine antiökumenische Gesinnung. Woelki habe aber den Wunsch im Reformationsgedenkjahr, "über den demonstrativen Umarmungen reale Differenzen nicht völlig unter den Tisch fallen zu lassen". Das "Übertünchen von Unterscheiden, das dient letzten Endes niemandem".

Auf Tuchfühlung mit dem Protestantismus

Püttmann erklärte jedoch auch, dass Katholiken in Deutschland lange schon auf Tuchfühlung mit dem Protestantismus lebten. "Wenn Sie unseren Katholizismus vergleichen jetzt etwa mit dem polnischen, dann sieht man schon beträchtliche Unterschiede und auch gar nicht nur zum Negativen, sondern vielleicht auch eher zum Positiven", so der Autor des Buches "Wie katholisch ist Deutschland...und was hat es davon?".

Der Experte wies zudem darauf hin, dass sich Katholiken und Protestanten in ihrem soziologischen Profil näher seien als Kirchennahe und -ferne derselben Konfession. "Je ernster jemand seinen Glauben nimmt, ihn praktiziert in der Gemeinschaft der Gläubigen, desto klarer erkennt man auch Entsprechungen in seinem politischen, ethischen Denken und Handeln", sagte der Bonner Publizist. Konfessionelle Differenzen seien dann nur sekundär.

 

Dr. Andreas Püttmann (privat)
Dr. Andreas Püttmann / ( privat )
Quelle:
KNA