Das sagte der Erzbischof von Rangun in einem am Donnerstag vom asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews veröffentlichten Interview. Papst Franziskus wolle vielmehr in umfassender Weise zu Frieden und Versöhnung in einem der konfliktreichsten Länder Asiens beitragen.
"Das Motto des Papstes ist Liebe und Frieden: Liebe zwischen den ethnischen Gruppen, zwischen den religiösen Menschen und der Mehrheit der Buddhisten und anderen Religionen; Frieden bedeutet, die jahrzehntelangen Bürgerkriege zu beenden, die noch immer im Norden des Landes wüten", betonte Bo. Papst Franziskus wird vom 27. bis 30. November Myanmar und anschließend für drei Tage das Nachbarland Bangladesch besuchen.
Politische Situation
Dem Papst seien die Realitäten der politischen Situation Myanmars bewusst, so der Kardinal, und es sei nicht seine Sache, einzugreifen.
"Das Militär und die Regierung zu kritisieren, könnte kontraproduktiv sein", warnte Bo und fügte hinzu: "Wir können dem Papst nicht erlauben, Kommentare abzugeben und dann die Kirche in Opposition zum Militär, zur Regierung und zu den Buddhisten zurückzulassen." Der Papst werde daher die Gesamtheit der Probleme Myanmars in einer Weise ansprechen, die für Regierung und Armee akzeptabel sei.
Als Beispiel für die komplexen politischen Realitäten führte Bo das Verhältnis zwischen der zivilen Regierung von Aung San Suu Kyi und der Armee an. "Wir haben zwei Parallelregierungen", sagte Bo mit Blick auf die Verfassung, die dem Militär die alleinige Führung der Ministerien für Inneres, Verteidigung und Grenzschutz garantiert.
Rohingya-Konflikt
Kardinal Bo hat die Regierung in den vergangenen Jahren als einer von wenigen in Myanmar zum Handeln in der Rohingya-Frage aufgefordert.
Auch Papst Franziskus hat sich wiederholt kritisch über den Umgang mit den Rohingya geäußert. Die Äußerungen des Papstes seien unter Buddhisten und in Teilen der Öffentlichkeit auf Proteste gestoßen, das mache seinen Besuch zu einem gewissen Grad schwierig, so Bo.
Seit der Unabhängigkeit Myanmars im Jahr 1948 wird das Land von Bürgerkriegen zwischen der Armee und sechs seiner größten ethnischen Minderheiten geplagt.
Myanmar verwehren erneut UN-Zugang zu Rohingya
Myanmars Behörden haben unterdessen eine für Donnerstag geplante Reise von UN-Experten zur bedrängten Rohingya-Minderheit im Norden des Landes kurzfristig abgesagt. Ein Grund dafür sei nicht genannt worden, erklärte ein UN-Sprecher in Rangun im britischen Rundfunk BBC.
Zuvor hatte UN-Sprecher Stephane Dujarric die Einladung der Regierung Myanmars als ersten Schritt hin zu einem vollständigen Zugang humanitärer Helfer in der Region gelobt. Seit Beginn der Massenflucht von mehr als 450.000 muslimischen Rohingya Ende August aus dem Norden Myanmars dürfen UN-Vertreter dort keine Hilfe mehr leisten. Die Vereinten Nationen werfen der Armee ethnische Säuberungen vor.
Am Donnerstagabend wollte der UN-Sicherheitsrat in New York über die Lage in Myanmar beraten. Mehrere Staaten haben ein härteres Vorgehen gegen die Militärführung gefordert, die nach wie vor die Politik maßgeblich bestimmt. Amnesty International forderte ein Waffenembargo gegen Myanmar. Zu der Sitzung wird auch der nationale Sicherheitsberater des Landes, Thaung Tun, erwartet.
Mehr Zeit für Lösung des Konflikts erbeten
Die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi hatte in der vergangenen Woche ihre Teilnahme an der UN-Vollversammlung abgesagt. In einer Fernsehansprache forderte sie mehr Zeit für eine Lösung des Konflikts. Die Friedensnobelpreisträgerin gilt vielen als Aushängeschild einer Regierung, die noch stark von der Armee beeinflusst wird. Myanmar stand jahrzehntelang unter einer Militärdiktatur. Die demokratisch gewählte Regierung unter Suu Kyis ist seit 2016 im Amt.
Hunderttausende Rohingya sind nach Bangladesch geflüchtet. Sie berichten von massiver und willkürlicher Gewalt durch Sicherheitskräfte in Myanmar. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, äußerte sich am Mittwoch erschrocken über das Ausmaß der Verletzungen und Traumata, die die geflüchteten Rohingya erlebt hätten. Es sei offensichtlich, dass sie überstürzt hätten fliehen müssen.