Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick und der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sehen die Ökumene auf einem guten Weg. "In 80 Prozent besteht zwischen Katholiken und Protestanten Übereinstimmung. Und in den übrigen 20 Prozent werden wir auch noch weiterkommen", sagte Schick.
Große Unterschiede hält ebenfalls Bedford-Strohm schon längst für überwunden. Die Ökumene vor Ort in den Gemeinden sei sehr weit. Wichtig aber sei, immer wieder miteinander "Christus ins Zentrum" zu stellen: "Es gibt keinen katholischen, evangelischen oder orthodoxen Christus."
"Nicht alle müssen gleich werden"
Die beiden Kirchenmänner äußerten sich in einem Interview mit dem Bamberger "Heinrichsblatt" und dem Magazin "Leben im Erzbistum Bamberg". Letzteres wird in den nächsten Tagen an alle katholischen Haushalte im Erzbistum Bamberg kostenlos versandt. Schick plädierte dafür, eine sichtbare, "eine Kirche" zu bilden, die in den Ausdrucksformen dann auch verschieden sein könne. Bedford-Strohm stimmte zu, denn Ökumene heiße nicht, dass alle gleich werden müssten.
Der Landesbischof sieht die Ökumene mit viel Rückenwind aus dem Jahr 2017 gehen. "Buchstäblich gestärkt machen wir uns auf den ökumenischen Weg, wo sich der gemeinsam Kirchentag 2021 in Frankfurt schon klar als nächste große Etappe abzeichnet." Positiv äußerte er sich über Papst Franziskus. Dessen Einsatz für die Schwachen und Ausgegrenzten sei ein starker Ausdruck eines authentischen Glaubens.
"Das ist für die Kirche insgesamt gut." Wenn sich der Papst zu ökologischen, sozialen Fragen oder zu Flüchtlingen äußere, bringe er haargenau das zum Ausdruck, "was wir seit Jahrzehnten im Weltkirchenrat sagen".
Papstworte nicht immer im evangelischen Sinne
Es sei aber natürlich auch klar, dass der Papst, wenn es um die Frage der Frauenordination gehe, "nicht für uns spricht", betonte Bedford-Strohm. Wie die Rolle eines Sprechers oder mehrerer Sprecher der Weltchristenheit aussehen könnte, darüber müsste man reden.
Der Erzbischof nannte es erfreulich, dass heute akzeptiert werde, dass der Papst bei vielen Themen für alle Christen spreche. Im Übrigen habe der Papst selbst innerkatholisch für die verschiedenen Kirchen unterschiedliche Befugnisse und Aufgaben. Dieses Modell sei auch für einen größeren Rahmen denkbar: "Ein Papst für alle, der aber für die Konfessionen unterschiedliche Aufgaben wahrnimmt, wobei der Dienst der Einheit für alle bleiben muss."
Luther wäre heute bei Twitter und Jesus bei Facebook
Die beiden Bischöfe sind sich auch über die Bedeutung der Medien für die Kirche einig. "Ich bin mir sicher, dass Luther heute twittern würde", erklärte Heinrich Bedford-Strohm.
Der Reformator wäre heute genau dort, wo die Menschen sich aufhielten, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) weiter. Das Internet sei eben ein Raum, in dem die Menschen viel Zeit verbringen würden: "Ich möchte, dass wir dort dabei sind und mit den Menschen ins Gespräch kommen." Da gelte es, noch stärker aktiv zu werden.
Auf die Frage, ob er, wenn Martin Luther auf Facebook wäre, diesem eine Freundschaftsanfrage bestätigen würde, antworte Erzbischof Schick: "Natürlich würde ich das tun." Dann käme man sicher in einen spannenden Austausch. "Ich glaube, dass Jesus heute auch auf Facebook aktiv wäre. Er würde alle vorhandenen Mittel nutzen, um die Frohe Botschaft zu verbreiten. Das müssen wir heute auch tun."