Der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois hat sich zur Ankündigung der französischen Regierung geäußert, künstliche Befruchtung für lesbische Paare zu erlauben. "Für mich ist es das wichtigste zu wissen, wie das Kind gesehen wird", sagte er der französischen Zeitung "La Croix" in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Sei das Kind nur dazu da, um den Wunsch anderer zu erfüllen oder sei es eine Person mit eigenen Rechten?, fragte er. Mit der Legalisierung der künstlichen Befruchtung für lesbische Paare werde ein Kind zu einem Gegenstand gemacht, kritisierte Vingt-Trois.
Es gehe nicht um die Frage, ob ein lesbisches Paar in der Lage sei, ein Kind großzuziehen. "Das Gesetz ist nicht da, um Ausnahmefälle zu regulieren, sondern es muss etwas über die Gesamtheit der Gesellschaft sagen", so der Erzbischof von Paris. In diesem besonderen Fall würde bestätigt, dass das Kind leben könne, ohne seinen Vater zu kennen.
Stellung des Christentums verändert
Zudem brachte Vingt-Trois an, dass mit einer Legalisierung der künstlichen Befruchtung für lesbische Paare im Rahmen der Gleichstellung schwule Paare ähnliche Forderungen stellen könnten. Vingt-Trois betonte in dem Interview darüber hinaus, das sich die Stellung des Christentums in der französischen Gesellschaft verändert habe. Vor 30 Jahren, als er seinen Dienst als Weihbischof in Paris begonnen habe, sei der Einfluss des Christentums größer gewesen als heute. "In Zukunft ist man nicht einfach nur Christ, weil man in einer christlichen Kultur geboren ist, sondern weil man sich entscheidet, Christ zu sein."
Kardinal Vingt-Trois wird am 7. November 75 Jahre alt. Er kündigte bereits an, dass er dann von seinem Amt als Erzbischof von Paris zurücktreten will.