Christen-Sprecherin Schultner tritt aus AfD aus

"Radikalisierung der AfD"

Anette Schultner, Bundesvorsitzende der "Christen in der AfD", kehrt der Partei den Rücken. Der Grund ist ihren Worten zufolge die Radikalisierung der Partei, die kein wirkliches Angebot für konservative Wähler sei.

 Anette Schultner, Bundesvorsitzende der Christen in der AfD, verlässt die Partei / ©  Lino Mirgeler (dpa)
Anette Schultner, Bundesvorsitzende der Christen in der AfD, verlässt die Partei / © Lino Mirgeler ( dpa )

Nach den Austritten der ehemaligen Vorsitzenden Frauke Petry und zahlreicher anderer Politiker verliert die AfD ein weiteres prominentes Mitglied. Anette Schultner, Bundesvorsitzende der "Christen in der AfD", tritt aus der Partei aus und will sich in der von Petry initiierten Bürgerbewegung "Blaue Wende" engagieren.

Keine Hoffnung auf Umkehr

"Der Grund für meinen Austritt liegt in der Radikalisierung der AfD", zitiert die Tageszeitung "Die Welt" am Dienstag aus dem Austrittsschreiben Schultners an die AfD-Bundesgeschäftsstelle. Sie komme "mit großem Bedauern zu der Einschätzung, dass der Punkt, an dem man auf eine Umkehr dieser Fehlentwicklung berechtigt hoffen konnte, längst überschritten ist".

Im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" am Dienstag erläuterte die 44-Jährige, dass der sogenannte "Flügel" um den Thüringer Björn Höcke immer mehr Einfluss in der Partei gewinne. Viele Mitglieder würden sich nicht trauen, "sich deutlich gegen ihn und seine Mitstreiter zu positionieren". "Wer noch etwas werden will in der AfD, möchte sich das nicht verbauen", sagte Schultner.

AfD kein Angebot für konservative Wähler

Die 44-Jährige schreibt in ihrem Brief zum Austritt laut "Welt", sie sei 2013 in die sich damals gründende AfD eingetreten, weil sie am Aufbau einer klar konservativen Volkspartei habe mitwirken wollen, "einer Partei auch mit erkennbar christlichem Stempel". Doch auch mit der AfD sei "ein wirkliches Angebot für konservative Wähler eindeutig nicht vorhanden".

Nach wie vor halte sie es "für demokratisch unerlässlich, dass die bestehende parteipolitische Repräsentationslücke für bürgerlich konservative Wähler endlich geschlossen" werde.

Neue Ideen entwickeln, Synergien schaffen

Dem "Tagesspiegel" sagte Schultner, sie freue sich "dass es mit der 'Blauen Wende' die Möglichkeit geben wird, an einem politischen Projekt mitzuwirken, in dem verschiedene konservative Gruppierungen in einen Austausch kommen, neue Ideen entwickeln, Synergien schaffen". Sie selbst würde dort "gerne über Lebensrecht in allen Entwicklungsphasen sowie Spätabtreibung diskutieren, aber auch über weltweite Christenverfolgung informieren wollen".

Das seien Themen, die ihr unter den Nägeln brennen.

Schultner war bundesweit bekannt geworden, als sie im Mai 2017 auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin mit dem evangelischen Berliner Bischof Markus Dröge über das Verhältnis der Kirche zur AfD diskutiert hatte. Laut "Welt" war Schultner als Mitarbeiterin der nordrhein-westfälischen AfD-Landtagsfraktion beschäftigt. Diese Tätigkeit ende formal am 31. Oktober.


Quelle:
epd
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