Die Deutsche Kommission Justitia et Pax wird 50 Jahre alt

"Entwicklung ist der neue Name für Frieden"

Denkfabrik, Runder Tisch: Bei Justitia et Pax erarbeiten katholische Experten für Entwicklungshilfe, Menschenrechte und Umwelt Konzepte für eine gerechtere und friedliche Welt. Jetzt wird die Kommission 50 Jahre alt.

Autor/in:
Christoph Arens
Entwicklungshilfeprojekt in Ruanda / © Jesko Johannsen (dpa)
Entwicklungshilfeprojekt in Ruanda / © Jesko Johannsen ( dpa )

Noch nie hatte ein Papst so persönlich für den Frieden in der Welt geworben. Mit seiner 1967 veröffentlichten Enzyklika "Populorum Progressio" prangerte Paul VI. die weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Ungerechtigkeiten an und wies auf den engen Zusammenhang zwischen Entwicklung und Frieden hin. "Entwicklung ist der neue Name für Frieden", so die vom Papst geprägte eingängige Formel.

Es ging auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche, die sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) den Problemen der Welt stärker geöffnet hatte. Im gleichen Jahr wurde in Rom der Päpstliche Rat Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) gegründet und die weltweite Einrichtung von Justitia-et-Pax-Kommissionen angeregt.

Festakt in Berlin

Daraus entstand ein weltweites Netzwerk. Im Dezember 1967 folgte die katholische Kirche in der Bundesrepublik dem Anliegen: zunächst mit der Gründung eines Arbeitskreises für Entwicklungshilfe, der 1982 in die Deutsche Kommission Justitia et Pax umbenannt wurde. Getragen wird sie von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Am Donnerstag und Freitag begehen die kirchlichen Experten für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte mit einem Festakt in Berlin ihr 50-jähriges Bestehen. Unter dem Leitwort "Das Gemeinwohl weltweit denken - Neue Wege integraler Entwicklung gehen" werden der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und ZdK-Präsident Thomas Sternberg mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) diskutieren. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wird erwartet. Beim Festakt wird auch die Sonderbriefmarke des Bundesfinanzministeriums "50 Jahre Justitia et Pax" der Öffentlichkeit vorgestellt.

Schnittstelle zwischen Kirche und Politik

Vieles von der Arbeit der Kommission geschieht hinter den Kulissen. Justitia et Pax versteht sich als Runder Tisch der katholischen Einrichtungen der Bundesrepublik, die weltkirchliche Verantwortung übernehmen. Und als Schnittstelle zwischen Kirche und Politik, die Kontakte zu Regierung, Parteien und Bundestag hält. Als Denkfabrik erarbeitet Justitia et Pax kirchliche Beiträge zur Entwicklungs-, Friedens- und Menschenrechtspolitik. Dabei arbeitet sie - wie etwa beim Thema Menschenwürdige Arbeit - auch mit internationalen Organisationen wie der Internationalen Arbeitsorganisation oder mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zusammen.

Der Einrichtung gehören Vertreter der großen katholischen Hilfswerke Adveniat, Caritas, Misereor, Renovabis und Missio an. Auch Verbände wie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend oder die Katholische Frauengemeinschaft sind vertreten. Mit den Partnern in der evangelischen Kirche gibt es einen engen Kontakt über die 1973 gegründete Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE).

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Themen sind vielfältig: So ging es in den 1960er Jahren etwa um ein grundlegendes Nachdenken über Ziele und Instrumente von Entwicklungspolitik - das entsprechende Ministerium war erst 1961 gegründet worden. Außerdem trug Justitia et Pax dazu bei, die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Staat und Kirche und die besonderen Aufgaben der kirchlichen Hilfe zu definieren. Von Anfang an standen Hilfe zur Selbsthilfe und die Armutsbekämpfung im Blickpunkt.

Aktuelle Themen sind unter anderem der Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt, eine Begrenzung der Rüstungsexporte und Frieden, aber auch die Integration von Flüchtlingen und der Kampf gegen Hunger und Umweltzerstörung sowie gegen schlechte Sozial- und Umweltstandards in internationalen Lieferketten.

Führungskräfte erleben Welt der Armen

Ein Markenzeichen der Deutschen Kommission sind die Exposure- und Dialogprogramme (EDP). Sie geben seit 1985 Führungskräften und Multiplikatoren aus Kirche, Wirtschaft und Politik Gelegenheit, die Lebenssituation der Armen unmittelbar zu erleben. Schirmherr ist Bundestagspräsident Norbert Lammert. Ob Bundestagsabgeordnete, Managerinnen, Bischöfe oder Weltbank-Mitarbeiter: 345 Teilnehmer sind in den vergangenen acht Jahren für einige Tage in die Welt der Armen in Indien, Ghana, Guatemala oder Osteuropa eingetaucht, um am eigenen Leib zu spüren, wie sich Armut anfühlt.


Quelle:
KNA