Kirche der Zukunft

Mehr Umwelt, mehr Frauen

In welche Richtung soll sich die Kirche der Zukunft entwickeln, welche Visionen gibt es? An Vorschlägen mangelt es nicht, zeigen nicht zuletzt Stimmen aus der Politik.

Frankfurter Dom im Abendrot  / © Marc Tirl (dpa)
Frankfurter Dom im Abendrot / © Marc Tirl ( dpa )

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) träumt von einer Kirche der Zukunft, die Frauen mehr Raum gibt und von Offenheit, Toleranz und Mut geprägt ist. Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wünscht sich "eine lebendige Kirche, in der man die Freude am Glauben deutlich erfahren kann". Die beiden Politiker äußerten sich in der Bistumszeitung "Kirche+Leben". Die Wochenzeitung hatte zum Reformationsgedenken gefragt, was in der Kirche reformiert werden solle, damit sie eine Zukunft habe.

"Politik und Kirche sollten sich auf dem schwierigen Weg im 21. Jahrhundert gemeinsam auf ihre Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und die Würde eines jeden Menschen besinnen", forderte Hendricks, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken
(ZdK) ist. Laumann erklärte, manchmal habe er den Eindruck, "dass die frohe Botschaft von der Auferstehung mehr verwaltet wird und zu wenig spürbar ist". Der CDU-Politiker forderte: "Wir müssen den Menschen mit Barmherzigkeit begegnen, denn Barmherzigkeit ist doch der Kern unseres Glaubens. Wenn wir uns daran halten, geht die Kirche in eine gute Zukunft."

Dem Glauben eine Stimme geben

Für den katholischen Theologen Thomas Söding besteht der Traum von einer Kirche darin, dass Menschen, die ihr angehören, dem Glauben ihre Stimme geben und in der Kirche Gehör finden. "Und Menschen, die mit der Kirche nichts (mehr) anfangen können, werden neugierig, warum es diese großen Gebäude mit den hohen Türmen, die zum Himmel weisen, gibt und wer diese Häuser wohl bewohnen mag." Die Kirche habe klein angefangen und sei groß herausgekommen, "vielleicht zu groß", so Söding. "Jetzt ist die Zeit, neu anzufangen - ohne Illusionen, aber mit einer Hoffnung, die nicht nur ein Traum ist."

Dorothea Sattler, katholische Theologin an der Universität Münster, wünscht sich laut "Kirche+Leben" getaufte Menschen, "die in Gemeinschaft miteinander Arme speisen, Trauernde trösten und Feinden mit der Bereitschaft zur Versöhnung begegnen". Sattler wünscht sich demnach eine Kirche, in der die Verkündigung des Evangeliums hier und heute schon die Glaubenden verwandle. "Wer ängstlich ist, möge in der Kirche zuversichtlich werden."

Warnung vor Klimafolgen

Um die Kirche herum verändert sich gleichzeitig die Welt - mit gravierenden Folgen: Wissenschaftler warnen davor, dass das bisherige Ziel der Bundesregierung zur Senkung von Kohlendioxid nicht ausreiche, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. "Bisher wird eine Minderung von CO2 um 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 angestrebt", sagte Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, dem "Spiegel".

Tatsächlich müsse Deutschland aber schon im Jahr 2040 "CO2-neutral" wirtschaften, um das Paris-Ziel einer Steigerung der weltweiten Temperaturen von maximal 1,5 Grad zu erreichen - so die Berechnungen des Ingenieurs, die sich den Angaben zufolge mit denen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung decken. Um ein Grad habe sich das Weltklima schon heute erhitzt, und bereits ausgestoßene Gase würden den Treibhauseffekt noch langfristig anfeuern. "Eine neue Regierung kann das erreichen", so Quaschning, "wenn sie Maßnahmen ergreift, um schon in 20 Jahren alle Energie aus regenerativen Quellen zu gewinnen."


Quelle:
KNA