epd (Evangelischer Pressedienst): Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich kürzlich in einem Zeitschriftenbeitrag kritisch zum Stand der Ökumene geäußert. Haben Sie schon eine Antwort auf Ihre Einladung erhalten, darüber öffentlich zu diskutieren?
Rekowski: Wir sind in dieser Frage miteinander im Gespräch und werden uns sicher verständigen, ob und unter welchen Bedingungen es zu einer solchen Diskussion kommt. Ich verstehe Kardinal Woelki so, dass es ihm primär um einen Beitrag zu einer innerkatholischen Debatte gegangen sei. Ich möchte mit ihm bei dieser Gelegenheit trotzdem gerne ins Gespräch kommen, was dies für unser ökumenisches Miteinander bedeutet.
epd: Das Erzbistum Köln beteiligt sich als einziges Bistum in NRW nicht an der vereinbarten konfessionellen Kooperation beim Religionsunterricht, weil es im Bereich des Bistums ausreichend viele katholische Schüler gebe. Sehen Sie Chancen, dass sich diese Haltung noch ändert?
Rekowski: Die Entscheidung haben wir selbstverständlich zu akzeptieren, zumal wir in anderen Fragen ökumenisch erfreulich unterwegs sind. Die zum Teil dramatischen Veränderungen der Schulwirklichkeit und der Rückgang evangelischer und auch katholischer Schülerinnen und Schüler fordert uns gemeinsam heraus. Auch das Erzbistum Köln erreicht die von ihm genannte Quote von 30 Prozent katholischer Kinder nicht in der gesamten Fläche. Wir brauchen nach meiner Überzeugung gemeinsame Lösungen mit Perspektive, damit es auch in Zukunft einen konfessionell verantworteten Religionsunterricht geben wird.
epd: Im Jahr 2021 soll wieder ein ökumenischer Kirchentag stattfinden. Wird es bis dahin ein gemeinsames Abendmahl geben?
Rekowski: Christen schöpfen aus derselben Quelle: Sie hören gemeinsam auf das Wort der Bibel und sie beten gemeinsam. Ein gemeinsames Abendmahl wäre ein folgerichtiger und konsequenter Weg. In dieser Frage sollte man aber nicht auf den Kalender schauen. Mehr Ökumene ist gefragt. In der katholischen Kirche wird nach meiner Wahrnehmung intensiv über den seelsorglichen Umgang mit konfessionsverbindenden Ehepaaren und ihre gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie diskutiert. Auch der Papst ermutigt die deutschen Bischöfe, zu Lösungen zu kommen. Davon hängen weitere Fortschritte entscheidend ab. Die Menschen in den Kirchengemeinden haben nach meiner Beobachtung wenig Verständnis für ökumenische Stagnation, zumal sie in der Regel nachbarschaftlich gut ökumenisch zusammenleben.